Spanisch oder Französisch?
- Vensch
- 5. März 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Jan. 2023
Ein kleiner Sprachvergleich für alle, die gerne eine neue Sprache lernen wollen

Ich werde oft von Leuten gefragt, welche Sprache ich ihnen zum Lernen empfehlen würde, Spanisch oder Französisch. Natürlich würde ich immer dazu raten, der persönlichen Präferenz den Vorrang zu lassen, wer sich für Südamerika interessiert, sollte Spanisch lernen, wer gern nach Paris fährt, der sollte lieber Französisch lernen. Für alle trotzdem Unschlüssigen kommt hier eine kleine Gegenüberstellung.
Intrinsische Faktoren: Sprachaspekte
Aussprache und Rechtschreibung
Spanisch: Man schreibt, wie man spricht. Hat man einmal die Regeln gelernt, ist das System idiotensicher. Die Wörter klingen gleich, unabhängig davon, ob sie einzeln oder zusammen in einem Satz stehen. Wird ein Wort anders betont, als dies nach den Regeln der Fall wäre, wird die Betonung durch einen Akzent gekennzeichnet, wie z.B. in dem Wort „pulmón" (Lunge). Für einige wenige Worte wird damit auch ein Bedeutungsunterschied markiert, Fragepronomen unterscheiden sich dadurch von Relativpronomen (que = das, Relativpronomen und qué = was, Fragepronomen) oder tu = dein, tú = du; el = der, él = er.
Französisch: Ein orthographischer Albtraum. Es gibt diverse Möglichkeiten, Laute zu schreiben, die im Ergebnis gleich klingen. Deshalb reimen sich die Wörter Renault, Bordeaux und Peugeot. Anders als im Spanischen benötigt man beim Verb immer das Personalpronomen, da sich die Endungen der 1. bis 3. Person Singular gesprochen nicht unterscheiden.
Zum Vergleich:
Im Französischen: das Verb vendre (verkaufen), alle drei werden gleich gesprochen
je vends
tu vends
il vend
Im Spanischen: vender (verkaufen), alle drei klingen unterschiedlich
(yo) vendo
(tú) vendes
(él) vende
Sobald einem französische Wörter in einem Satz begegnen, verändern sie Ende und Anfang, je nachdem, was davor oder danach kommt. Hört man das Wort „vous” (Sie) allein, wird das „s” nicht gesprochen, folgt dem aber ein Vokal (oder stummes h), taucht es wieder auf und wird überbunden, wie in der Phrase „je vous en prie” (Bitte schön). Das erschwert das Einhören brutal. Auch neigt Französisch zum Zusammenziehen von Wörtern, à le wird zu au, de le zu du, die Artikel le/la werden vor Vokalen und stummem h zu l’ verkürzt, z.B. „l’asperge" (der Spargel). Das führt dazu, dass man dem Artikel das Geschlecht des Wortes nicht mehr anhört. Es könnte natürlich schlimmer kommen, man könnte Irisch lernen, wo Schriftbild und Aussprache scheinbar gar keine Gemeinsamkeit haben, aber dennoch ist die französische Rechtschreibung für mich ein Gräuel. Es tauchen immer noch irgendwo Vokale oder Konsonanten auf, mit denen ich nicht gerechnet habe.
Grammatik
Grundsätzlich ist der Gebrauch von Zeiten in beiden Sprachen ähnlich kompliziert, wie in romanischen Sprachen üblich. Bei der Vergangenheit muss unterschieden werden, ob ein punktuelles Ereignis vorgefallen ist oder ob eine statische Situation in der Vergangenheit vorlag. In den Einzelheiten zeigt sich die genaue Abgrenzung zunehmend unlogisch.
Spanisch hat laut meiner Grammatik 10 Zeitformen + Gerundium (Verlaufsform) + 2 Konditionale + Subjuntivo (4 Formen, wird vor allem in Nebensätzen und Verneinungen benutzt).
Französisch hat 11 Zeitformen (zumindest war das die höchste Zahl, die ich gefunden habe) + 2 Konditionale + Gerundium + Subjonctif (ebenfalls 4 Formen, wird vor allem benutzt nach Zweifel einleitenden Verben und bei Möglichkeiten, Wünschen, Unsicherheiten). Aus einem völlig unerfindlichen Grund hat Französisch eine Vergangenheitsform, die nur in Büchern verwendet wird, das passé simple. Will man daher seine Sprachfertigkeiten durch das Lesen von Büchern aufpolieren, begegnet einem unversehens diese antiquierte Form, die man in normalen Anfängersprachkursen nicht lernt und die man zum Sprechen auch nicht braucht.
Beide Sprachen haben einen Strauß an unregelmäßigen Verben. Das Ganze wird für Französisch aber dadurch noch einmal schlimmer, dass man beim zusammengesetzten passé composé nicht nur ein sehr häufig unregelmäßiges Partizip braucht, sondern auch ein Hilfsverb, das „avoir” (haben) oder „être" (sein) sein kann. Diese Unterscheidung ist nicht zu verachten, da bei „être" das Partizip angeglichen werden muss, je nachdem, ob das Subjekt männlich oder weiblich ist und ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt.
Tatsächlich gibt es im Spanischen etwas, das komplizierter ist, als im Französischen: zwei verschiedene Verben für „sein", „ser" und „estar". Ganz grob kann man sagen, dass „ser" für dauerhafte Zustände benutzt wird (soy alemana = ich bin Deutsche) und estar für vorübergehende Zustände oder Positionsangaben (estoy bien = mir geht es gut, ella está en Alemania = sie ist in Deutschland).
Dankenswerterweise wird in beiden Sprachen nicht dekliniert (es gibt keine Fallendungen an Nomen, Adjektiven etc.).
Ich würde mal behaupten, mein Unvermögen, mir die französischen Unregelmäßigkeiten zu merken resultiert aus der bereits angesprochenen völligen Diskrepanz zwischen Schreibweise und Aussprache. Mir persönlich ist Spanisch viel, viel leichter gefallen, ich habe es aber auch in der Schule gelernt und Französisch erst später in weniger intensiver Form.
Extrinsische Faktoren: außersprachliche Aspekte
Neben den Eigenschaften der Sprache selber sollte man auch über Faktoren nachdenken, die den äußeren Rahmen für die Zielsprache bilden.
Verbreitung
Spanisch hat 570 Millionen Muttersprachler und wird neben Spanien vor allem in Südamerika und in ganz geringem Maße auch in Afrika und Teilen der USA gesprochen.
Französisch dagegen hat nur 300 Millionen Muttersprachler und wird neben Frankreich und Zentraleuropa vor allem in Afrika, in Teilen der Karibik und Südostasien und Ozeanien gesprochen. Seine geringere Sprecherzahl macht es aber in puncto Bedeutung dadurch wett, dass es vor allem durch seine internationale Bedeutung ab dem 18. Jahrhundert Diplomatensprache ist.
Literatur
Auch nicht zu verachten ist die Frage, was man mit der gelernten Sprache an großer Literatur lesen kann.
Spanisch bietet den Magischen Realismus der südamerikanischen Literatur, ich hatte mit Isabel Allende und Gabriel García Márquez großen Spaß. Don Quijote und den Gedichten von García Lorca konnte ich dagegen nichts abgewinnen.
Die französische Literatur ist allerdings auch sehr wichtig. Zwar habe ich bisher nichts von Dumas, Camus oder Sartre gelesen, aber Molière ist ein großer Spaß und Saint-Exupérys „Der kleine Prinz" kann man immer wieder lesen.
Das K.O.-Kriterium
Zuletzt die wohl wichtigste Frage: In welcher Sprache ist Harry Potter günstiger?
Tatsächlich ist die Frage im digitalen Zeitalter gar nicht mehr so relevant, alle sieben Bücher zusammen kosten für den Kindle das gleiche: 62.93 €. Für die Printausgabe ist jedoch zu sagen, dass die Spanische mit 91,83 € ein kleines bisschen günstiger ist, als die Französische mit 95,93 €.
Fazit
Spanisch ist viel einfacher und deutlich weiter verbreitet als Französisch. Wer gerne ein bisschen leidet, darf natürlich auch Französisch lernen.
Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.
Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔
Liebe Grüße
Petra
Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte
Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!
Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!
Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!
Liebe Grüße
Miriam
Always insightful. Good work. 😀
Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene
Sehr schön geschrieben!
Liebe Grüße
Christina