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Lektüre im August 2020

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 31. Aug. 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan. 2023

Ein Zwischenstand nach der Lektüre im August 2020


Im August bin ich endlich wieder zu Hochform aufgelaufen und habe einen bunten Strauß verschiedenster Bücher (zu Ende) gelesen: Klassiker, Fremdsprachen, Sachbücher, Ratgeber, Krimis, Fantasy, Trivialliteratur, alles dabei!


42. Die Brüder Karamazov

Fjodor Dostojewski

1072 Seiten

5/10

Ein sehr langes Buch über eine Ansammlung russischer Bürger, die alle vollkommen verrückt sind. Keiner der Charaktere handelt nachvollziehbar und jeder hat einen Hang zu unglaublich ausschweifigen Monologen.

Zwischenzeitlich gelingt die pointierte Darstellung des karikaturhaften Verhaltens der Figuren und lässt den Leser warm schmunzeln, die philosophischen Diskurse versteigen sich jedoch häufig und die ganze Geschichte passt nicht recht zusammen.

Vermutlich sollte man dieses Buch einmal gelesen haben, aber nachdem mir letztes Jahr “Der Spieler” von Dostojewski sehr gut gefallen hatte, war ich etwas enttäuscht. Das Buch ist einfach zu lang. Trotzdem verspüre ich im Nachhinein den subtilen Drang, noch ein (kürzeres) Buch von Dostojewski zu lesen.


43. Liber Fabularum/Fabelbuch

Phaedrus

232 Seiten

6/10

Aesopische Fabeln in einer zweisprachigen Reclam-Ausgabe Lateinisch/Deutsch.

Eine Sammlung teils lehrreicher, teils unterhaltsamer Fabeln, die dem Dichter Aesop zugeschrieben werden (allerdings im Original von ihm nicht erhalten sind). Sicherlich kein Buch, um es am Stück zu lesen, die Fabeln sind aber doch unterhaltsam und teilweise pointiert humorvoll, man lernt so einiges über antiken Humor.

Die Anmerkungen im Anhang helfen beim Verständnis, allerdings sind die Übersetzungen recht frei, so dass die Lektüre der lateinischen Versionen für den Anfänger eher schwer nachvollziehbar ist und somit wenig zum Sprachstudium taugt.


44. Julius Caesar (englische Ausgabe)

William Shakespeare

255 Seiten

7/10

Ein Drama mit edelmütigen Verschwörern und vielen unnötigen Morden.

Sprachlich interessant und von den Geschehnissen her bewegend.

Meine Studienausgabe aus dem Longman Verlag erklärt so ziemlich jeden Satz und formuliert diesen in modernem, einfachem Englisch nach. Für unsichere Leser der englischen Sprache somit sehr zu empfehlen, für den fortgeschrittenen Leser dagegen bleibt die Aufgabe, sich aus den Fußnoten unbekannte Vokabeln und relevante Zusatzinformationen selbst herauszufiltern.


45. Going Postal

(Ab die Post)

Terry Pratchett

474 Seiten

9/10

Eine intelligente Geschichte mit Herz und viel Witz, was jedoch eine generische Beschreibung so ziemlich jeden Buches von Terry Pratchett ist.

Spezifisch geht es um einen gewitzten Gauner, der in die Ecke gedrängt eine Stelle im öffentlichen Dienst antreten muss, um dort überraschend sein Gewissen zu finden, sowie jede Menge Papierkram.

Tatsächlich entziehen sich Pratchetts Geschichten kurzen Zusammenfassungen. Aber wer intelligente Sprache, klug konstruierte Handlungen und jede Menge abstruse, satirische Fantasy mag, kommt hier auf seine Kosten. Am besten sollte man diese Bücher auf Englisch lesen, da sonst einiges verloren geht. Das ist jedoch auch nicht ganz einfach.

Egal in welcher Sprache - einfach mal probieren!


46. Kleine Geschichte des Kolonialismus

Wolfgang Reinhard

345 Seiten

7/10

Eine gute historische Übersicht über das Thema Kolonialismus vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Das Buch ist am Anfang teilweise etwas unzugänglich, weil es sehr technisch beschreibt. Der Autor kennt sich aus und vergisst zuweilen, seinen Leser abzuholen, vor allem, wenn es um Wirtschaftsgeschichte geht. Jedoch ist die Darstellungsweise insgesamt stimmig und erfrischend wenig ideologisiert (bis geradezu sorglos, das Buch ist aus den 90er Jahren).

Empfehlung!


47. Schwarzer August

Gil Ribeiro

5/10

395 Seiten

Der vierte Band der Portugal-Krimireihe um den Asperger-Kommissar Leander Lost. Diesmal haben es die Provinzkommissare mit einem idealistischen Bombenleger zu tun.

Auch wenn der Umgang der Umgebung mit dem etwas schwierigen deutschen Asperger immer wieder zum Schmunzeln anregt, ist die Geschichte an sich doch eher uninteressant. Die Erzählökonomik ist dürftig, es werden viele beschreibende Informationen über Kleidung und Räumlichkeiten gegeben und der Leser wird regelmäßig an Geschehnisse erinnert, die er vielleicht auf den fünf Seiten dazwischen wieder vergessen haben könnte. Die sich anbahnenden und ausgelebten Liebesbeziehungen der Hauptcharaktere sind vorhersehbar und extrem langweilig. Eine herbe Verschlechterung zu den vorherigen Teilen.

Ich lese ja gerne mal Trivialliteratur, aber das war enttäuschend belanglos.


48. Hundert Jahre Einsamkeit

Gabriel García Márquez

517 Seiten

8/10

Die Geschichte des Niedergangs der kolumbianischen Familie Buendía.

Die deutsche Übersetzung hat mir nicht besonders gefallen (Bewertung zum spanischen Original hier), dazu an anderer Stelle mehr!

Trotzdem war das Buch immer noch großartig und übt eine kaum greifbare Faszination auf mich aus. Tatsächlich könnte ich direkt wieder mit der spanischen Version anfangen. Ich glaube dieses Buch kann man sehr oft lesen und immer noch neue Muster entdecken.

Die deutsche Übersetzung ist sicherlich eine solide Wahl, wenn man nicht direkt vorher das Original gelesen hat.


49. Postkoloniale Theorie, eine kritische Einführung

Maria do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan

147 Seiten

5/10

Das Buch bietet eine (komplizierte) Einführung in die drei Hauptdenker der Postkolonialen Theorie: Said, Spivak und Bhaba. Deren Thesen werden dargestellt und mit für und wieder beleuchtet. Gefallen hat mir, dass es sich um eine kritische Einführung handelt, nicht gefallen hat mir das Thema.

Nachdem ich mich ein bisschen in historischen Themenkomplex Kolonialismus eingelesen hatte, fühlte ich mich verpflichtet, mich auch mal an die Postkoloniale Theorie heranzuwagen. Allerdings besteht diese zu weiten Teilen aus recht vergeistigtem Geschwurbel, das ist mir alles zu epistemisch und katachretisch. Zudem erschließt sich mir der Mehrwert nicht, der durch völlig uneinige akademische Grabenkämpfe entsteht, muss man sich doch vor Augen halten, dass "die Wissensproduktion der postkolonialen Intellektuellen koloniale und postkoloniale Subalternitäten produziert." Ja gut, dann muss man das halt lassen. Aber dann spricht ja niemand darüber, ist das dann besser?

Tatsächlich sind alle diese Kritiker der westlichen Bildungselite Teil derselben und dafür, dass sie auf die Fähigkeit der" Anderen" Kulturen zu akademischer Theorienbildung pochen, sind sie überraschend durchgängig Marxisten.


50. Magic Cleaning - wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert

Marie Kondo

221 Seiten

6/10

Mein erster Life-Style-Ratgeber (und dann auch noch für Frauen!).

Marie Kondo schildert mit viel Geschwafel und häufiger Wiederholung ihre beste aller Aufräumstrategien. Auch Sie können es schaffen! Glauben Sie nicht? Doch garantiert!

Tatsächlich ist das Grundkonzept gar nicht so dumm, wenn es auch vor allem Minimalismus für eine hemmungslose Überflussgesellschaft anbietet.

Hauptthesen:

  • In einem Rutsch alles perfekt aufräumen (einmal und für alle Zeit)

  • Erst mal aussortieren: Kleidung, Bücher, Diverse, Memorabilia (in genau dieser Reihenfolge, ganz wichtig!)

  • Jedes Teil in die Hand nehmen und fragen, ob es glücklich macht (im Zweifel weg damit)

  • Durch den Aufräumprozess bildet sich eine nie gekannte Charakterstärke und Entscheidungsfreudigkeit und der Rest kommt dann von selbst (ein besseres Leben, glauben Sie nicht?, doch wirklich, ganz bestimmt, auch bei Ihnen!!!)

Letztlich ist es mir zu viel Esoterik und enthält ein paar Schmankerl aus Frau Kondos Leben zu viel, aber ich verstehe das Prinzip, über die verstärkte Auseinandersetzung mit dem eigenen Besitz zu einer größeren Erkenntnis über sich selbst und seine Ziele im Leben zu kommen.

Ob es wirklich mein Leben verändert, wage ich zu bezweifeln, allerdings werde ich die “Methode” auch niemals in ihrer Gänze umsetzen,* somit verbleiben natürlich Restzweifel (in dubio pro Kondo).

Dieses recht kurze Buch (das noch deutlich kürzer hätte sein können) kann man durchaus mal lesen, es überfordert nicht und es unterhält.


* Wie es in meinem Leben mit Marie Kondos Thesen weiterging kann man hier lesen.

Comments


Kommentare (6)

Guest
May 15, 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Guest
Apr 19, 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Guest
Apr 07, 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Guest
Feb 12, 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Guest
Oct 21, 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Guest
Jul 30, 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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