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Beste Belletristik 2020

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 27. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan. 2023

Teil 1: Ehrenerwähnungen


Vorab kommen hier die Bücher, die es nicht auf 8/10 geschafft haben, die mich aber bewegt haben, die etwas Besonderes sind und die mich weiter begleiten werden.

Der Dieb

Fuminori Nakamura

211 Seiten

6/10

Die Geschichte eines zwielichtigen Taschendiebtalents, das in das dunkle Milieu Tokios abrutscht.

Das Buch wird getragen von einem dumpfen Gefühl von Isolation und sozialer Abgründigkeit, ist aber durchwoben von leicht mystisch anmutender Symbolik.

Die Geschichte ist recht kurzweilig und liest sich gut runter, es gibt keine unnötigen Wiederholungen. Zudem bekommt man einen Einblick in die japanische Gesellschaft und die pulsierende Metropole Tokio.

Eine erfrischende Abwechslung zum eurozentrischen Buchstandard.


Candide ou l'Optimisme

(Candide, oder der Optimismus)

Voltaire

150 Seiten

6/10

Die Geschichte eines optimistischen Jungen aus Westfalen, den die Wirren des Schicksals in die weite Welt treiben, wo er so einiges erlebt.

Unterhaltsam und humorvoll in seiner Absurdität und Grausamkeit.

Auf französisch ist es nicht ganz einfach zu lesen (trotz den Anmerkungen der guten roten Reclam-Ausgabe), aber vorzuziehen, wenn man wie ich ein zartes Gemüt hat, weil einem die makaberen Details automatisch erspart bleiben.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie verständlich und nachvollziehbar die Franzosen im 17. und 18. Jahrhundert bereits geschrieben haben.


Eine blassblaue Frauenschrift

Franz Werfel

7/10

93 Seiten

Eine Novelle des österreichischen Autors Franz Werfel aus dem Jahr 1940.

Es wird ein Charakterbild eines ambitionierten Aufsteigers ohne echten Schneid gezeichnet, der in die Fallstricke seiner Zeit gerät.

Der Autor nutzt seine Sprache bewusst und ausdrucksstark, die Beschreibungen sind prägnant und bildstark, ohne übertrieben blumig zu wirken. Eine gelungene Novelle, die zum Nachdenken anregt.


Palace Walk

(Zwischen den Palästen)

Nagib Mahfus

7/10

533 Seiten

Der erste Teil der Kairo-Trilogie von dem einzigen arabischsprachigen Literaturnobelpreisträger dem Ägypter Nagib Mahfus.

Die Geschichte begleitet eine kairoer Familie in den Jahren 1917-1919. Der Autor beschreibt mit bestechender Menschenkenntnis das extrem konservative Leben in einer bis ins Kleinste vom Islam geprägten Gesellschaft. Man bekommt einen guten Einblick in die politischen Wirren Ägyptens auf dem Weg zu seiner Unabhängigkeit und in die arabische Kultur.

Die Erzählgeschwindigkeit ist recht langsam, aber mit zunehmendem Fortschreiten wachsen die Charaktere dem Leser ans Herz.

Die englische Übersetzung ist leider teilweise etwas seltsam und kontextfrei. Ein paar erklärende Fußnoten für den unbedarften Leser hätten sich an mancher Stelle absolut angeboten. Aber wer sich für Ägypten oder die arabische Kultur interessiert, wird hier auf seine Kosten kommen. Es lohnt sich!


In Stahlgewittern

Ernst Jünger

7/10

324 Seiten

Der Erfahrungsbericht eines deutschen Frontsoldaten im ersten Weltkrieg, den der Autor Ernst Jünger aus seinen eigenen Tagebüchern zusammengestellt hat.

Sehr interessant und gut geschrieben, man darf jedoch kein Geschichtsbuch erwarten. Dafür bekommt man einen Einblick in ein völlig verschobenes Wertesystem und eine gänzlich andere Lebenshaltung, die es besser ermöglicht, die historischen Tatsachen zu verstehen.

Durch die nüchterne Erzählweise ist es auch dem eher zimperlichen Leser möglich, dieses Buch zu lesen.

Gut geschrieben, informativ. Lesenswert!

(Mai)

Middlemarch

George Elliot

852 Seiten

7/10

Das Buch zeichnet ein Sittenbild aus dem ländlichen England um 1820. Der Leser folgt dem Leben der Bewohner der Kleinstadt Middlemarch. Im Fokus stehen drei Paare, die versuchen ein gemeinsames Leben aufzubauen. Als Antiprogramm zu Jane Austen, deren Geschichten mit der Hochzeit ihrer Charaktere enden, verfolgen wir die alltäglichen Schwierigkeiten der unterschiedlichen Personen.

Auch wenn ich die Hauptcharaktere nicht unbedingt ins Herz geschlossen habe, hat mich ihr Schicksal doch interessiert. Zwar ist das Geschehen nicht immer konstant spannend, dafür aber punktuell emotional intensiv.

Die Sprache ist schön, die Erzählweise britisch, immer mit einem satirischen Augenzwinkern. Die Lektüre im englischen Original lohnt sich, ist aber nicht einfach.

Das Buch ist sehr lang, aber nicht zu lang, das hat man selten. Die Eindrücke hallen nach und regen viel zum Nachdenken an. Es ist kein Buch, das man am Stück runterlesen kann, aber es lohnt sich.

Empfehlung für erfahrene Leser.



Comments


Kommentare (6)

Guest
May 15, 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Guest
Apr 19, 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Guest
Apr 07, 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Guest
Feb 12, 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Guest
Oct 21, 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Guest
Jul 30, 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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