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Lektüre im März 2020

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 1. Apr. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan. 2023

Zwischenstand meiner Lektüre im März


Das absolute Antiprogram zum Januar: Drei Literaturnobelpreisträger, zwei Dichter und ein Sachbuch!


21. Cien años de Soledad

(Hundert Jahre Einsamkeit)

Gabriel García Márquez

471 (684) Seiten

8/10

Die Geschichte der Familie Buendía im Dorf Macondo, das irgendwo im kolumbianischen Hinterland zwischen Bergen, Sümpfen und Urwald versteckt liegt.

Das Buch ist der bekannteste Vertreter der Gattung des Magischen Realismus, es ist eine faszinierende Aneinanderreihung von Absurditäten und Menschlichkeiten. Mystisch, spannend. Südamerika als Konzentrat.

Ich habe mir eine sehr schöne Jubiläumsausgabe geliehen, die einige Zusatzmaterialien über den Autor, die Geschichte und die zentrale Rolle des Buches in der südamerikanischen Literatur enthält. Wenn auch nicht alles davon übermäßig interessant ist, so sind der Familienstammbaum und das Personenregister ein absolutes Muss, wenn man den Anschluss nicht verlieren will (die Kinder bekommen als Namen immer Variationen der Namen ihrer Vorfahren und es wird dann doch etwas verstrickt, allerdings lange nicht so kompliziert wie ich aufgrund der Erzählungen anderer Leute befürchtet hatte).

Ich habe vor, es in Kürze noch einmal auf deutsch zu lesen, um die Details nachzuholen.

Absolute Empfehlung!


22. The golden compass

Philip Pullman

351 Seiten

6/10

Lyra wächst als Wildfang in einem Steampunk-geprägten Oxford auf, wird aber bald zum Spielball höherer Mächte und muss aufgrund ihrer zentralen Rolle in einem Kampf zwischen magischen Fraktionen zunächst fliehen und später auf eine Expedition in den sagenumwobenen hohen Norden gehen.

Das Buch fing gut an, ich mochte die Steampunk-Kulisse, die verschiedenen magisch beeinflussten Fraktionen und Regionen und konnte mich auch mit der Idee anfreunden, dass jeder Mensch einen eigenen Dämon an seiner Seite hat. Definitiv tolle Bilder und interessante Konzepte.

Das Buch folgt seinen Hinweisen und seiner eigenen Logik allerdings zu gut, keine der Wendungen hat mich wirklich überrascht. Generell wird mit Informationen nicht hinter dem Berg gehalten, das absolute Gegenteil zu Dan Brown.

Die Charaktere sind in Ordnung, aber wirklich ans Herz gewachsen sind sie mir dann doch nicht. Die Protagonistin wirkt sehr jung, was interessant ist, wenn der Leser zu deuten weiß, was ihr entgeht, aber doch auch stellenweise etwas nervt.

Leider hatte das Buch ab der Mitte Längen und wirkte mir an einigen Stellen doch etwas konstruiert. Das Ende hat mich nicht überzeugt. Schade, es hat sehr gut angefangen.

Als Jugendbuch in Ordnung, für Fantasy nicht schlecht, aber definitiv nicht Harry Potter.


23. Gedichte

Rose Ausländer, Hrsg. Helmut Braun

357 Seiten

6/10

Rose Ausländer, geboren als deutsche "jüdische Zigeunerin" (ihre eigenen Worte), ist in der Bukovina (damals Österreich-Ungarn) aufgewachsen. In ihren häufig sehr kurzen Gedichten, die sich nicht reimen, setzt sie sich vor allem mit ihrer Heimat, ihren Kriegserlebnissen und dem amerikanischen Exil auseinander.

Durch die Kürze und Abstraktheit fällt es schwer, eine Verbindung zu den einzelnen Gedichten aufzubauen, die aber in ihrem Gesamtzusammenspiel ein Bild ergeben. Mir haben daher auch nicht bestimmte Gedichte, sondern einige Formulierungen gefallen.


24. The Pearl

(Die Perle)

John Steinbeck

82 Seiten

5/10

Ein Ureinwohner im kolonialen Mexiko, der dringend Geld braucht, findet eine riesige Perle. Diese bringt ihm aber scheinbar nur Unglück, da das System niemanden aus seiner sozialen Schicht entlässt.

Die Geschichte hat mich an mehreren Stellen gepackt, aber die übermäßigen Beschreibungen zwischen den für die Handlung wichtigen Informationen haben mich eher gelangweilt, als die beschriebenen Gegebenheiten abzurunden. Dafür, dass es so kurz war, war es dann doch recht lang.

Das war mein erster Versuch mit John Steinbeck, der ja immerhin einen Literaturnobelpreis bekommen hat. Ich werde dann wohl noch ein anderes Buch von ihm lesen müssen.


25. Der Dieb

Fuminori Nakamura

211 Seiten

6/10

Die Geschichte eines zwielichtigen Mannes, der ein begnadeter Taschendieb ist, jedoch unweigerlich tiefer in das dunkle Milieu Tokios abrutscht.

Das Buch wird getragen von einem dumpfen Gefühl von Isolation und sozialer Abgründigkeit, ist aber durchwoben von leicht mystisch anmutender Symbolik.

Es wird sehr viel Dosenkaffee getrunken, diese verrückten Japaner.

Recht kurzweilig, liest sich gut runter. (Ich habe es am Stück gelesen, was auch nicht allzu lange gedauert hat, weil auf den Seiten der Diogenes Ausgabe gefühlt nur etwa fünf Wörter drauf sind).


26. Spanische Grammatik für Schule und Beruf

Hans-Joachim Leyendecker

7/10

226 Seiten

Die Grammatik ist gut strukturiert und vermittelt einen soliden Überblick über die Spanische Sprache, sie gibt außerdem Tipps für alle gängigen Textsorten, die es in Schule und Beruf zu schreiben gilt.

Zusätzlicher Charme entsteht durch das Veröffentlichungsdatum, das Jahr 2002. Die Beispielsätze sind voll von dem neuen Euro, den neuen elektronischen Möglichkeiten und natürlich 9/11.

Ich hatte Spaß!


27. Palace Walk

(Zwischen den Palästen)

Nagib Mahfus

7/10

533 Seiten

Der erste Teil der Kairo-Trilogie vom einzigen arabischen Literaturnobelpreisträger Nagib Mahfus.

Die Geschichte begleitet eine kairoer Familie in den Jahren 1917-1919. Der Autor beschreibt mit bestechender Menschenkenntnis das extrem konservative Leben in einer bis ins kleinste vom Islam geprägten Gesellschaft. Gelungen wird die Bigotterie der männlichen Familienmitglieder beschrieben, die ihre Eskapaden mit Frauen und Alkohol als leichte Sünden ansehen, die Gott vergeben wird, die aber die dritte (!) Heirat einer Verwandten oder das Sich-von-Fremden-sehen-lassen einer Nachbarin als untilgbare Schande ansehen. Auf der anderen Seite stehen die in ihrer Erziehung und eng umgrenzten Umgebung derart verwurzelten Frauen, dass sie nicht fähig scheinen, eine andere als ihre Lebensrealität zu verstehen. Man bekommt zudem einen Einblick in die politischen Wirren auf dem Weg zu Ägyptens Unabhängigkeit.

Die Geschichte baut sich zunächst sehr langsam auf, jedoch wachsen einem die Charaktere doch stetig ans Herz und etwa ab der Hälfte wurde es richtig spannend.

An manchen Stellen wird für mich etwas zu viel beschrieben, außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Übersetzer an einigen Stellen kleine Aussetzer hatte. Zudem hätten sich an mancher Stelle erklärende Fußnoten absolut angeboten. Es wird zum Beispiel nicht erklärt, dass "Umm" "Mutter" bedeutet und als Teil eines Namens eine Anrede darstellt. "Umm Hanafi" ist somit die Mutter von Hanafi, der genannte Name ist jeweils der erstgeborene Sohn. Auch wird in der englischen Version nicht kenntlich gemacht, wenn im Ausgangstext Englisch gesprochen wird.

Auch vermute ich, dass das erwähnte Auswendiglernen von (recht kurzen) Koransuren für den jüngsten Spross der Familie deshalb so zeitintensiv ist, weil sich das Arabisch des Korans so deutlich vom gesprochenen ägyptischen Dialekt des Arabischen unterscheidet. Das ist aber landläufig eher nicht bekannt.

Dafür hat mich die "Einleitung" extrem gespoilert. Sie taugt wohl wie fast jede Einleitung eher zum anschließenden Lesen.

Empfehlung!


28. Gedichte, eine Auswahl (Reclam)

Rainer Maria Rilke

4/10

80 Seiten

Ich konnte leider keine Verbindung zu den Gedichten aufbauen. Die einzigen beiden, die mir gut gefallen haben ("Der Panther" und "Herbsttag"), kannte ich schon.

Schade, da hätte ich mehr erwartet.



Comments


Kommentare (6)

Gast
15. Mai 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Gast
19. Apr. 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Gast
07. Apr. 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Gast
12. Feb. 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Gast
21. Okt. 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Gast
30. Juli 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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