Shirley

Ein viktorianischer Roman über zwei Regency-Frauen

“The Ainslie Sisters (Agnes and Margaret)” 1808 by Thomas Stewardson (British 1781 – 1859)

Charlotte Brontë

Ersterscheinungsjahr 1849

659 Seiten

3/5

Der Titel dieses Buches sollte eigentlich Caroline (und Shirley) sein, denn wir lernen Shirley erst nach 200 Seiten, also einem Drittel des Buches, kennen. Bis dahin folgen wir hauptsächlich der mittellosen Pfarrersnichte Caroline, die sich in den ernsten Fabrikbesitzer Robert Moore verliebt hat. Schüchtern und gutmütig ist Caroline in ihrem Alltag emotional isoliert und intellektuell unterfordert. Als Teil der Noblesse erlaubt der Onkel ihr nicht, einen Beruf zu ergreifen (die einzige Möglichkeit für ihren Stand wäre als Gouvernante in einer reichen Familie). Die verbleibende Alternative wäre zu heiraten, was jedoch an ihrem fehlenden Vermögen scheitert. Während der napoleonischen Kriege ist Großbritannien schwer gebeutelt von Handelsbeschränkungen, die die Arbeiterschicht in Arbeitslosigkeit und Verzweiflung stürzen. Immer wieder gibt es Aufstände und Fabrikbesitzer werden angegriffen. Der Alltag ist trostlos.

Eines Tages jedoch wird die Gegend wachgerüttelt von einem Ereignis: die Erbin des Fieldheadanwesens Shirley kehrt in ihre Heimat zurück, um dort – nun volljährig – zu bleiben. Shirley ist selbstbewusst (manche würden sagen stur), sympathisch und abenteuerlustig. Sie zeigt großes Interesse an ihrem verzweifelten Pächter Moore, der den Ausweg aus seiner finanziellen Verzweiflung in ihrem Vermögen sieht …

Das Buch ist ganz in Ordnung, braucht aber sehr lange, um spannend zu werden. Ich würde eher empfehlen, Jane Eyre zu lesen, was ich beim ersten Lesen kaum weglegen konnte und was durchaus eine zweite Lektüre lohnt.