Lektüre im Februar 2020
- Vensch
- 1. März 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Jan. 2023
Zwischenstand meiner Lektüre im Februar 2020

Nach einem Januar voller Trivialliteratur hatte ich mir vorgenommen, den Februar etwas anspruchsvoller zu gestalten. Teilweise hat das auch geklappt, immerhin habe ich eine Literaturnobelpreisträgerin zu meiner Gelesen-Liste hinzufügen können.
14. The Summer Before the Dark
(Der Sommer vor der Dunkelheit)
Doris Lessing
234 Seiten
5/10
Eine Hausfrau und Mutter gerät in den späten siebziger Jahren an den Punkt, an dem ihre Kinder endgültig das Nest verlassen. Auf der Suche nach ihrer Identität und der Zukunft, die sie sich wünscht, verbringt sie den Sommer und durchlebt unterschiedliche Erfahrungen.
Das Buch beschäftigt sich mit Rollenbildern, Weiblichkeit und Sexualität. Lessing schreibt interessant und bildhaft, ohne vorgefertigte Antworten vorzugeben. Obwohl eigentlich nichts passiert, wollte ich wissen, wie es ausgeht. Leider führt die Deutungsoffenheit dazu, dass ich am Ende mit all meinen Fragen vom Anfang des Buches zurückgelassen wurde, wir haben den Hauptcharakter nur ein kurzes Stück begleitet, ohne die Auswirkung auf sein zukünftiges Leben abschätzen zu können.
Ich werde noch eine Weile darüber nachdenken, was mir dieses Buch sagen wollte.
15. The Host
(Seelen)
Stephenie Meyer
617 Seiten
9/10
Gegenwarts-Science-Fiction mit Aliens, die als Parasiten die Menschheit übernehmen. Es wäre nicht Stephenie Meyer, wenn es nicht um Liebe gehen würde.
Nach ewig langer Zeit habe ich dieses Buch mal wieder gelesen, das früher eins meiner absoluten Lieblingsbücher war (ich hatte es bereits 6 Mal gelesen). Es ist tatsächlich immer noch großartig. Zwar beginnt es etwas langsam, wird dann aber zunehmend spannender und ist gegen Ende gar nicht mehr wegzulegen. Fantasievoll, herzerwärmend, nachdenklich. Ganz ohne Glitzervampire zeigt Stephanie Meyer, dass sie eine großartige Geschichtenerzählerin ist.
16. Alle Galgenlieder
Christian Morgenstern
338 Seiten
7/10
Ein Gedichtband von Christian Morgenstern, ein großes Vergnügen mit teilweise sehr tiefsinnigen Nonsensversen.
Besonders gut gefallen haben mir z.B. die Gedichte "West-östlich" und "Die unmögliche Tatsache". Aber auch, wenn sich die Bedeutung seiner Wortklaubereien nicht immer erschließt, macht das Spiel mit der deutschen Sprache viel Freude.
17. The Dark Forrest
(Der dunkle Wald)
Cixin Liu
550 Seiten
5/10
Der zweite Teil der Trisolaris-Reihe. Mit dem ersten Buch hatte ich sehr viel Spaß, das hat sich leider nicht fortgesetzt.
(Teil 1: Während den Wirren der Kulturrevolution nehmen Chinesen Kontakt zu einer feindlichen Aliensspezies auf. Es bildet sich eine Gruppierung von Menschen, die das Ende der Menschheit begrüßen, es gilt diese aufzuhalten.)
Die Bücher hängen nur lose zusammen, die interessanten Charaktere aus dem ersten Buch spielen für den zweiten Teil praktisch keine Rolle mehr. In diesem Buch wendet sich der Autor ab von Chinas Vergangenheit und hin zu seiner Zukunft. Anstatt zwei ineinander verflochtene Handlungsstränge zu präsentieren, wie im ersten Buch, wird der Leser zugeworfen mit diversen völlig willkürlich wirkenden Sequenzen und Personen. Man hat das Gefühl eine Fragmentsammlung zu lesen statt einem Roman, der Autor konnte sich wohl nicht auf ein Buch festlegen.
Die erste Hälfte war noch ganz gut, dann flachte es jedoch stark ab. Lius Zukunftsvision ist unterhaltsam, wirkt aber teilweise etwas albern und überzogen. Ich war mir häufig nicht sicher, ob die langatmigen technischen und wissenschaftlichen Details erfunden sind oder einen fundierten Kern haben, dafür reicht mein Wissen in diesem Bereich leider nicht aus. Bei den psychologischen Details der Erzählung, also dem Verhalten der Menschheit als Ganzem und den einzelnen Charakteren, bin ich mir aber sicher, dass hier eine bestimmende Logik völlig fehlt.
Ausnahmslos alle Charaktere agieren unlogisch und nicht nachvollziehbar, deshalb wird auch keine Verbindung zu den handelnden Personen aufgebaut. Der große Spannungsaufhänger im zweiten Teil entsteht nur aus der völligen Idiotie aller Verantwortlichen.
Etwa doppelt so dick wie das erste Buch, findet es scheinbar kein Ende. Als dann nach ewigen Wirren doch ein Ende gefunden wird, beschleicht den Leser der Verdacht, dass es mit dem überwiegenden Teil des Buches gar nichts zu tun hat. Konfus. Schade.
18. Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
Jonas Jonasson
346 Seiten
4/10
Ein Rezeptionist in einer schäbigen Pension und eine frisch entlassene Pfarrerin starten zusammen mit einem ehemaligen Mörder eine Auftragsfirma für Körperverletzungen, gründen später eine Kirche und werden von der halben Unterwelt Stockholms verfolgt.
Vom Autor des sehr spaßigen Buches "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", sowie dem spaßigen Buch "Die Analphabetin, die rechnen konnte" habe ich mir deutlich mehr erwartet.
Die Geschichte war zwar etwas abstrus und der humoristische Schreibstil von Jonasson war noch im Ansatz zu erkennen, im Großen und Ganzen war die Geschichte aber eher langweilig und voll von Wiederholungen. Ein paar Lacher waren dabei, jedoch bleibt die Erzählung meist sehr oberflächlich und etwas flapsig.
Wenigstens bekommt man ein anderes Schweden geboten, als bei Henning Mankell.
19. Poemas/Gedichte
Federico García Lorca, Hrsg. Gustav Siebenmann
182 Seiten
4/10
Ein kleiner zweisprachiger Gedichtband des größten spanischen Dichters des 20. Jahrhunderts, dem populärsten nach Cervantes überhaupt (so steht es zumindest in diesem Buch).
Avantgardismus und Surrealismus machen die Gedichte beinahe unverständlich. Ich persönlich mag Gedichte, die sich reimen. Ich finde es auch immer angenehm, wenn eine Geschichte erzählt oder zumindest ein interessantes Bild gestaltet wird. Lorca reiht für mein Empfinden nur unverständliche Metaphern aneinander. Vielleicht muss man Spanier sein, um das zu mögen.
Am ehesten gefallen haben mir das Sonett "El poeta dice la verdad" (Der Dichter sagt die Wahrheit), weil es sich reimt, rhythmisch und nicht völlig unverständlich ist und "Llanto por Ignacio Sánchez Mejías" (Klage um Ignacio Sánchez Mejías), weil es zugänglich und verständlich ist.
20. The Female Eunuch
(Der weibliche Eunuch)
Germaine Greer
432 Seiten
4/10
Ein Urgestein der Feminismus-Literatur (second wave) und internationaler Bestseller.
Ich habe konkrete Thesen vermisst. Die Autorin sagt selbst im Vorwort, sie hätte keine Antworten zu präsentieren, aber einige Fragen besser formuliert. Da bin ich mir nicht ganz sicher, denn es wird ein wildes Bündel an Meinungen zu allen möglichen Themen zusammengeschrieben, das sich häufig selbst widerspricht.
Greer ist ein ausgesprochener Gegner der modernen Kleinfamilie, Monogamie und dem überzeichneten Idealismus um das Institut der Ehe. Dafür romantisiert sie stellenweise die "archaische Großfamilie" und verliert sich in meines Erachtens nicht besonders fundierten historischen Ableitungen. Das Fazit ist wohl, dass Frauen in einer Männerwelt nicht zu Männern werden dürfen, sondern ihren eigenen Weg gehen müssen, leider müssen sie den aber auch alleine selber finden.
Es schadet sicherlich nicht, dieses Buch zu lesen, vor allem, wenn man sich für die Situation der Frauenbewegung um 1970 interessiert. In weiten Teilen aber ist es eher langatmig, sprung- und episodenhaft, eine wirkliche Erkenntnis bleibt aus.
Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.
Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔
Liebe Grüße
Petra
Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte
Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!
Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!
Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!
Liebe Grüße
Miriam
Always insightful. Good work. 😀
Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene
Sehr schön geschrieben!
Liebe Grüße
Christina