Persuasion - Jane Austen

Jane Austen überzeugt

Ersterscheinungsjahr 1818

Gut gelesen von Alison Larkin

7/10

Ich habe dieses Buch im Zuge meiner ersten Austen-Runde vor gut zehn Jahren schon einmal gelesen, hatte aber gar keine Erinnerung mehr daran. Dementsprechend schwer fiel es mir zunächst dem Hörbuch zu folgen, als sich das übliche Austen'sche Beziehungsgeflecht entlud, mit Sirs und Mr's, Söhnen und Vätern mit gleichen Namen und Leuten, die mal als Ehefrauen von x, mal als Schwestern von y und mal nur mit Vornamen genannt werden. Unter 30 Personen kommt man da ja normalerweise nicht weg. Zum Glück werden Kinder unter 15 nie individualisiert in diesen Geschichten, oder es wäre eine menschenmögliche Aufgabe. Nun aber zum Buch:

Anne Elliot ist die mittlere Tochter des eitlen, nur auf Status und Äußerlichkeiten bedachten Baronets Sir Walter Elliot. Ihre Schwestern Elisabeth und Mary besitzen leider ähnlich wenig Sinn für Höheres, so dass sich nach dem Tod von Lady Elliot nur die Familienfreundin Lady Russel um die stille, intelligente Anne kümmert. Ausgerechnet diese gute Freundin aber begeht einen folgenschweren Fehler, als sie die neunzehnjährige Anne davon überzeugt, die Liebe ihres Lebens Frederick Wentworth abzuweisen, einen zu diesem Zeitpunkt noch mittellosen Leutnant der Marine. Acht Jahre später hat die Geltungssucht des Baronets die Familienfinanzen derart in Mitleidenschaft gezogen, dass das Familienanwesen Kellynch an das Ehepaar Croft vermietet werden muss. Lady Croft ist Frederick Wentworths Schwester (so ein Zufall). Dieser ist mittlerweile Kapitän, reich und - wie man sagt - auf Brautschau. Natürlich begegnen sich die beiden wieder und es beginnt ein dramatisches Aufgebot an Subtilitäten: Blicke, Andeutungen, Metaphern (Er: „Ich erinnere mich, dass Sie früher nicht gerne Karten spielten" - Sie (mit Nachdruck): „An meinen Gefühlen von damals hat sich nichts geändert!"). Aber was wäre ein guter Liebesroman ohne einen Rivalen? Plötzlich taucht der entfremdete Cousin Mr Elliot wieder auf, dessen Motive sich nicht auf eine Aussöhnung mit der Familie beschränken. Doch kann man seiner Charakterwandlung trauen?*

Einer der kürzeren Austen-Romane, und einer der besseren. Auch wenn man die wie immer kluge, zurückhaltende und (nach kontemporären Vorstellungen) grundanständige Protagonistin manchmal schütteln will und schreien „jetzt red doch einfach mit ihm!" Aber das wäre natürlich zu einfach und das Buch dann auch zu kurz. Wie immer tolle Karikaturen menschlicher Schwäche: Oberflächlichkeit, Geltungssucht, Stolz, alles was das Herz begehrt. Wenn man sich auf die überkommenen, etwas albernen Moralvorstellungen und Beschränkungen des Handlungsspielraums einlässt, ist es ein großer Spaß mitzufiebern, mitzuleiden, und mitzutriumphieren.

Empfehlung!

* Nein.