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Lektüre von Januar bis September 2022

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 6. Okt. 2022
  • 11 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan. 2023

Sachbücher, Fantasy, Sci-Fi, Kinderbücher und Satiren



1. The Untethered Soul, the Journey Beyond Yourself

(Die Seele will frei sein, eine Reise zu sich selbst*)

Michael A. Singer

181 Seiten

Erstveröffentlichung 2007

4/10

Von Zeit zu Zeit versuche ich es mit einem spirituellen Buch.

Dieses ist recht verständlich formuliert, und gespickt mit Beispielen aus dem Leben eines amerikanischen Mittelständlers. Die Kapitel haben eine angenehme Länge.

Es geht um Energie: man soll Dinge nicht festhalten, egal ob gut oder schlecht, sondern sie durch sich durch lassen, um keine Energieblockaden aufzubauen. Das Ziel ist ein Leben ohne Angst. Die These: Wenn man den Schmerz akzeptiert, seine Komfortzone zu verlassen, kann man wirklich frei sein und ab dann ist das Leben leicht. Denn der Grundzustand ist Leichtigkeit und Licht. Man löse sich von der Neurotik der Psyche, denn du bist nicht deine Gedanken, sondern der, der sie wahrnimmt. Dann kommt ein kurzer Abstecher zum Tao (“pronounced dow”), dem Weg ohne Widerstand, indem man das perfekte Gleichgewicht findet, das am wenigsten Energie verbraucht. Allerdings ohne irgendwelche Präferenzen auszubilden.

Am Ende ist dann (etwas überraschend) Gott. Angeblich haben alle Religionen diesen glorreichen Zustand heiliger Leere gemein. Das liest man öfter in spirituellen Büchern, da bin ich etwas skeptisch.

Wie bisher bei jedem Buch dieser Art zweifle ich an der Aussage, dass der Grundzustand des Seins automatisch innerer Frieden und Licht ist, völlig unabhängig von äußeren Einflüssen und nur gefunden werden muss.

Die Erleuchtung ist bisher ausgeblieben und das Lesevergnügen hat aufgrund stetiger Wiederholung, die scheinbar bei spirituellen Büchern zwingend notwendig ist, durchgehend abgenommen.


2. Die Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm - für Gemeinsinn und Zusammenhalt

Sahra Wagenknecht

Erstveröffentlichung 2021

334 Seiten

8/10

Eine Kampfansage an die Lifestyle-Linken, die wohlsituierten Weltverbesserer, die lieber Probleme wie “ungerechte” Sprache als greifbare soziale Ungleichheit angehen. Gut lesbar, sauber und logisch strukturiert. Kapitelüberschriften, mit denen man etwas anfangen kann und klar formulierte Thesen, die mit Argumenten unterfüttert werden.


3. Der kleine Frieden im großen Krieg

Michael Jürgs

Erstveröffentlichung 2003

339 Seiten

4/10

1914 zu Weihnachten, dem ersten in Ersten Weltkrieg, ereignet sich an der Westfront ein Wunder: ein Weihnachtsfrieden, bei dem sich Feinde verbrüdern und zusammen feiern, und der ganze Frontabschnitte stilllegt. Der Autor beschreibt Situationen, wie sie Soldaten in ihren Briefen nach Hause oder nach dem Krieg geschildert haben, die Umstände im Ersten Weltkrieg im Allgemeinen und die Rezeption der Geschehnisse an der Heimatfront. Jürgs ist es ein Anliegen die Schrecken des Krieges zu verdeutlichen und dass die Befehlshaber es ruhig und sicher haben, während sie die armen Teufel an der Front in den Tod jagen, die von sich aus gar nicht weiterkämpfen würden.

Der Anfang ist ganz interessant, aber das Buch besteht zu 90% aus Anekdoten und wird schnell extrem repetitiv.


4. Im Grunde gut - Eine neue Geschichte der Menschheit

Rutger Bregman

Erstveröffentlichung 2019

433 Seiten

4/10

Der recht junge niederländische Autor möchte uns beweisen, dass Rousseau recht hatte, als er sagte, der Mensch sei im Grunde gut und Opfer seiner Umwelt. Dafür führt Bregman einige Studien und historische Ereignisse, sowie einzeln herausgegriffene Anekdoten und eigene Glaubensbekenntnisse an.

Grundsätzlich würde ich einigen der Aussagen des Autors gar nicht widersprechen, jedoch neigt die Präsentation des Ganzen dazu, aufmerksamere Leser spätestens ab der Mitte des Buches zu verscheuchen. Es handelt sich um ein deutlich populärwissenschaftliches Buch, das durch flapsige Kommentare über Netflix und umgangssprachliche Einwürfe versucht, sich dem gestressten Vollzeitarbeitenden mental anzubiedern. Deshalb besteht die zweite Hälfte des Buches vor allem aus Wiederholungen und Rekapitulationen der Ergebnisse des ersten Teils, was diese Ergebnisse aber weder besser argumentiert noch solider belegt macht.

Es finden sich durchaus einige interessante Erkenntnisse über in der Populärkultur falsch dargestellte psychologische Studien oder allzu reißerisch dargestellte Begebenheiten. Die Aussage des Autors ließe sich in etwa herunterbrechen auf “wenn der Mensch ständig hört, er sei schlecht, dann passt er sein Verhalten dahingehend an. Eigentlich ist der Durchschnittsbürger aber ein dufter Typ und braucht nur mehr Eigenverantwortung, um dies zeigen zu können.” Das mag vielleicht stimmen, deshalb würde ich trotzdem nicht jede Art von Struktur und Autorität verdammen auf Grundlage einiger sporadischer Daten. Ich habe zudem das Gefühl, der gute Mann hat bisher sehr wenig Zeit auf Ebay Kleinanzeigen verbracht. Generell lassen die Schlussfolgerungen doch auf eine gehörige Portion Naivität und Simplifizierung schließen. Das ist eigentlich schade, denn einiges lässt sich durchaus hören.

Wer sich ein bisschen gut fühlen möchte, ohne viel nachzudenken ist mit diesem Buch gut beraten.


5. Die Intensiv-Mafia Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten

Walter van Rossum, Tom Lausen

Erstveröffentlichung 2021

232 Seiten

7/10

Das Buch setzt sich mit der in Corona-Zeiten so oft beschworenen "drohenden Überlastung des Gesundheitswesen" auseinander, die als Legitimationsgrundlage für diverse Maßnahmen herangezogen wurde und kommt zu dem Schluss, dass es sie so nie gegeben hat.

Das liegt zum einen daran, dass es überhaupt keine klare Definition gibt, wann die Überlastung als erreicht gilt. Zum anderen hat die Politik finanzielle Anreize an die Krankenhäuser gesetzt, die den Eindruck einer Krisensituation weiter begünstigt haben. So wurde eine Prämie im Krankenhausfinanzierungsgesetz eingeführt für solche Intensivstationen, die eine Auslastung über 75% melden. Daraufhin hat ein signifikanter Anteil Krankenhäuser deutlich weniger betreibbare Betten gemeldet, so dass die Auslastung bei gleich hoher Belegung plötzlich über 75% lag. Darüber hinaus argumentieren die Autoren, dass eine Auslastung von über 80% der Kapazität normal sei, da eine leere Station mit derart teuren Geräten unwirtschaftlich sei. Das zeige sich auch daran, dass die Gesamtzahl der Belegung fast immer gleich bleibe, auch wenn prozentual die Covidpatienten zwischen 0 und 5 % schwankten.

Interessant ist auch, dass ein Krankenhaus an einem Covidpatienten etwa 13 Mal so viel verdient wie an normalen Patienten. Außerdem gab es zeitweise eine Bettenprämie von 50.000 Euro pro "neuem" Intensivbett, wobei die Voraussetzungen für die Auszahlung extrem schwammig waren. Auch ist bei Coronaerkrankungen Patient nicht gleich Fall in der Statistik, bei Verlegung wird jedes Mal ein neuer Fall eingetragen.

Die Zahlen von Divi und RKi sind häufig widersprüchlich oder irreführend oder werden schlicht nicht herausgegeben. Insgesamt ein Armutszeugnis für das Gesundheitswesen.

Die Autoren beklagen zudem die Abkehr von vorpandemischem juristischen Freiheitsdenken, als man die Einschränkung von Grundrechten noch mit Gefahren rechtfertigen musste, für deren wahrscheinlichen Eintritt man gute Belege hatte. Auch wird auf die Umdeutung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit hingewiesen, das vor der Pandemie ein Abwehrrecht gegen staatliche Eingriffe darstellte und nun zu einer totalitären Eingriffslegitimation gegen den Einzelnen verkommen ist.

Mir schienen die Darstellungen und Statistiken einleuchtend, auch wenn ich nicht alle Zahlen nachvollziehen konnte.


6. The White Mountains

(Tripods 1 – Dreibeinige Monster auf Erdkurs**)

John Christopher

Erstveröffentlichung 1967

214 Seiten

8/10

Der erste Teil der Tripods-Trilogie, einer großartigen Sci-Fi-Jugendbuchreihe aus den 60ern.

Der 13-jährige Will lebt in einem kleinen Dorf in England, in dem die Leute ein einfaches Leben führen, in dem sie keine Technik benötigen. Alle tragen die unlösbare metallene “Kappe”, die sie beim Eintritt ins Erwachsenenalter von den dreibeinigen Metallmonstern aufgesetzt bekommen, die die Erde beherrschen. Kurz bevor es für Will soweit ist, trifft er auf einen Landstreicher, der ihm von freien Menschen im Süden, auf dem Kontinent, berichtet. Will macht sich auf den langen und gefährlichen Weg zu den weißen Bergen.

Der Autor versteht es, ohne überflüssige Schnörkel mit wenigen Worten eine spannende Geschichte zu erzählen. Tolle Charaktere, auch wenn der Protagonist ein Idiot mit mehr Glück als Verstand ist. Ich habe die Reihe dieses Jahr zum zweiten Mal gelesen und war direkt genauso gefesselt.


7. The City of Gold and Lead

(Tripods 2 – Das Geheimnis der dreibeinigen Monster)

John Christopher

Erstveröffentlichung 1967

218 Seiten

8/10

Der zweite Teil der Tripods-Trilogie. Es gilt, in die Stadt der Außerirdischen einzudringen, um herauszufinden, wie man sie besiegen kann.

Ziemlich aufregend und herzzerreißend.


8. The Pool of Fire

(Tripods 3 – Der Untergang der dreibeinigen Monster)

John Christopher

Erstveröffentlichung 1968

218 Seiten

8/10

Der dritte Teil der Tripods-Trilogie, jetzt geht es ihnen an den Kragen!

Wer danach noch Lust auf mehr hat, für den gibt es auch noch ein Prequel aus den 80ern: When the Tripods Came (Tripods. Die Ankunft der dreibeinigen Monster)


9. Rechtsgeschichte

Stephan Meder

484 (511) Seiten

Erstveröffentlichung 2002

6/10

Eine Geschichte über Herkunft und Gestaltung des deutschen Rechts, mit Fokus auf dem Privatrecht, die sich eher an juristisch vorgebildete richtet. Das Buch beginnt mit dem römischen Recht und greift aspektorientiert Entwicklungen des Mittelalters auf, wie das frühe germanische Recht, das kanonische Recht und die Herausbildung von Rechtslehre an Europas ersten Universitäten. Es verbringt einige Zeit mit den frühen Rechtssetzungsbestrebungen im deutschsprachigen Raum und rechtstheoretischen Ansätzen des 18. Und 19. Jahrhunderts. Es beleuchtet die Zeit der großen Kodifikationen, wie das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) von 1900 und auch deren Fortbildung durch Richterrecht, sowie Instrumentalisierung und Veränderung im 3. Reich. Abschließend gibt es ein Kapitel zum Nachkriegsrecht in Ost und West und einen Ausblick.

In weiten Teilen gut geschrieben, historische Vorgänge werden informativ wiedergegeben. Allerdings bleibt der große Zusammenhang etwas nebulös und zentrale theoretische Begriffe werden nicht prägnant genug erklärt. Ich frage mich immer noch, was die historische Schule, Naturrecht und Pandektistik letztendlich genau sind. Teilweise verliert es sich im juristischen Theorienstreit, ohne den Leser wirklich abzuholen.


10. The Innocence of Father Brown

(Father Brown’s Einfalt : Zwölf Geschichten)

G. K. Chesterton

Erstveröffentlichung 1911

248 Seiten

7/10

12 Kurzgeschichten über den mondgesichtigen Pater Brown, der neben seiner geistlichen Tätigkeit Kriminalfälle löst. Wie die Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle und Agatha Christie ist die Lösung der Fälle häufig recht absurd und man kann nicht wirklich selber darauf kommen. Trotzdem lohnt sich die Lektüre. Ich bin eigentlich kein Freund von Kurzgeschichten, dafür aber Fan von Chestertons Schreibstil. Ich verzeihe ihm sogar das Klischee, dass überall da, wo der Pater hinkommt, Mordfälle passieren.


11. Drehen Sie sich um Frau Lot - Satiren aus Israel***

Ephraim Kishon

Erstveröffentlichung 1961

173 Seiten

8/10

Lose zusammenhängende lustige Kurzgeschichten aus den 60ern über das Leben in Israel. Nicht alle Geschichten sind ein Treffer, aber ich habe einige Male laut gelacht und hatte viel Spaß mit der Absurdität der Geschichten. Der Autor steigert sich zielsicher in Alltagsprobleme und bläst diese zu satirischem Ausmaß auf, etwa als der erste Supermarkt in Tel Aviv seine Tore öffnet und er und seine Frau nur einmal gucken gehen wollen, ganz ohne Geld mitzunehmen, und am Ende für etwa gute 2000 Schekel alles nur Erdenkliche erstehen.****


12. Emil und die Detektive

Erich Kästner

Erstveröffentlichung 1929

180 Seiten

8/10

Emil aus Neustadt fährt seine Verwandten in Berlin besuchen. Das Unterfangen wird jedoch bereits auf der Hinreise zu einem Albtraum, als ein Eisenbahndieb ihm die von der Mutter mühsam zusammengesparten 100 Mark für die Großmutter stiehlt. In Berlin angekommen schart Emil eine Truppe ansässiger Kinder um sich, damit sie gemeinsam den Dieb stellen können.

Das Buch ist aus den 30ern und nicht umsonst ein unvergessener Kinderbuchklassiker. Kästner schreibt unterhaltsam und mit viel Witz. Eine feine Geschichte mit ordentlich Herz, die einen auch mal zu dem ein oder anderen Tränchen rührt.


13. The Strange Death of Europe Immigration, Identity, Islam

(Der Selbstmord Europas: Immigration, Identität, Islam)

Douglas Murray

Erstveröffentlichung 2017

337 (371) Seiten

7/10

Ein deprimierendes Buch über eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Die These: die kontinuierliche Zuwanderung aus anderen Kulturräumen wird dazu führen, dass Europa, wie wir es kennen, mittelfristig aufhören wird zu existieren.

Murray schreibt wie immer pointiert, aber nuanciert. Weite Teile nehmen die Schilderung von Verbrechensstatistiken und Terroranschlägen ein, jedoch gibt es auch herzzerreißende Geschichten aus Flüchtlingslagern in Südeuropa und Berichte über die Erfahrungen der Fliehenden in ihren Heimatländern. Das letzte Drittel driftet etwas ab in eine Kulturkritik des spätdekadenten Europas, dem die großen Narrative verloren gegangen sind.

Lohnenswert, jedoch teilweise etwas episodenhaft. Eine echte Antwort des Dilemmas Mitgefühl oder Selbsterhaltungstrieb ist für mich allerdings ausgeblieben.


14. Der erste Weltkrieg (Beck’sche Reihe)

Volker Berghahn

Erstveröffentlichung 2003

111 Seiten

6/10

Eine kurze Übersicht über alles, was man zum Ersten Weltkrieg sagen kann. Keine chronologische, sondern aspektorientierte Darstellung mit sozioökonomischen Hintergründen und wie es allen Beteiligten so ging (Verantwortungsträger, Soldaten, Frauen, arme Teufel, Begüterte). Immer wieder bekräftigt der Autor die überall herrschende Inkompetenz an leitenden Stellen, obwohl er zunächst vor Betrachtungen warnt, die ex post deutlich leichter anzustellen sind.

Berghahn ist es sehr wichtig zu zeigen, dass der Krieg sehr schlimm war. Das hatte ich mir schon gedacht und hätte gerne mehr über die militärischen He(e)rgänge erfahren. Zudem regnet es Zahlen, die oft nicht in Relation gesetzt werden. Angeblich haben alle Beteiligten des Krieges verloren. Bezüglich der USA und Japan, die massiv ihre wirtschaftliche Lage durch den Krieg aufbessern konnten (wie er selbst beschreibt), kommt mir das etwas übersimplifiziert vor.

Das Buch überfordert den Leser nicht und lohnt sich als Einführung in das Thema wohl schon. Allerdings kam mir das meiste dann doch bekannt vor.


15. “Sozialistischer Rechtsstaat” und Verwaltungsrecht in der VR China (1982-2002)

Robert Heuser

135 (502)

Erstveröffentlichung 2003

8/10

Eine kurze, prägnante Darstellung der Entwicklung des chinesischen Verwaltungsrechts seit der Zeit der Reform und Öffnung ab 1982 (vorher hat aufgrund der maoistisch-sozialistischen Prägung Chinas kein nennenswertes Verwaltungsrecht im modernen Sinne existiert). Strukturiert wie ein deutsches Verwaltungsrechtslehrbuch bietet es zu allen Rechtsinstituten einen Überblick. Der 400 Seiten starke Anhang enthält eine Übersetzung aller chinesischen Verwaltungsrechtsgesetze, die bis zum Erscheinen des Buches erlassen worden sind.

Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des chinesischen Verwaltungsrecht, das seines Gleichen sucht. Da es schon 20 Jahre alt ist, trägt es allerdings mehr zum Grundverständnis bei, als die Rechtslage umfassend abzubilden, da sich das chinesische Recht generell sehr schnell entwickelt.

Ist wohl eher etwas für den Kenner und Connoisseur des chinesischen Rechts.


16. Going Postal

(Ab die Post)

Terry Pratchett

Erstveröffentlichung 2004

473 Seiten

10/10

Alle Jahre wieder muss ich diesen Klassiker von Pratchett lesen. Auch beim siebten Mal wurde ich nicht enttäuscht. Eine längere Bewertung findet ihr im Eintrag August 2020 (tatsächlich habe ich es dieses Mal besser bewertet, da sieht man mal, wie subjektiv so eine Bewertung ist).


17. Thud!

(Klonk!)

Terry Pratchett

Erstveröffentlichung 2005

382 Seiten

9/10

Die radikale Zwergenbewegung der Tiefener gräbt sich durch die Keller von Ankh-Morpork. Doch was sie dort finden, kostet vier Zwerge das Leben. Dabei sind die Gemüter eh schon angespannt, weil der Jahrestag der berühmten historischen Koomtalschlacht zwischen Zwergen und Trollen bevorsteht. Aber Mord, egal in welcher Größenordnung, lässt Kommandant Mumm von der Stadtwache nicht durchgehen. Er bleibt unablässig auf der Spur der Täter, außer um 6 Uhr, denn da muss er seinem Sohn vorlesen, manche Dinge sind eben wirklich wichtig.

Als einer der ersten Pratchetts, die ich auf Englisch gelesen habe, wird mir dieses Buch für immer im Herzen bleiben, aber es ist auch einfach gut, auch beim fünften Lesen. Die Familiendynamik im Hintergrund des Kriminalfalls ist herzerwärmend schön und wie immer sind auch ein paar Lacher und jede Menge Sprachspaß dabei. Pratchett versteht es, in seiner eigenen, skurrilen Welt eine innere Logik aufzubauen, in der absurde Begebenheiten zu völlig normalen Rahmenbedingungen für rational handelnde, liebenswerte Charaktere werden.

Einordnung in den Stadtwachenzyklus: GuardsGuards (Wachen!Wachen!), Men at Arms (Helle Barden), Feet of Clay (Hohle Köpfe), Jingo (Fliegende Fetzen) The Fifth Elephant (Der fünfte Elefant), Night Watch (Die Nachtwächter), Thud! (Klonk!), Snuff (Steife Briese)


18. Making Money

(Schöne Scheine)

Terry Pratchett

Erstveröffentlichung 2007

475 Seiten

8/10

Der Nachfolger zu Going Postal (Ab die Post). Feucht von Lipwig hat seine Sache im Postamt von Ankh-Morpork so gut gemacht, dass alles reibungslos läuft und er sich schrecklich langweilt. Wenn dann auch noch seine Verlobte Adora Belle Liebherz, mit der man sich besser nicht anlegt, falls sie in den letzten fünf Minuten keine Zigarette geraucht hat, nicht in der Stadt ist, sondern auf Golemjagd, sucht er seinen Kick in nächtlichen Eskapaden. Zum Glück muss das Bankwesen dringend revolutioniert werden und der geniale und wohlmeinende Herrscher der Stadt Vetinari hat auch schon einen Plan, wie er Feucht in das heikle Ränkespiel der unglaublich reichen und gewissenlosen Familie Üppig verstricken kann.

Deutlich länger und einen Ticken schlechter als der erste Band, an dem einfach alles stimmt, aber noch immer ein großer Spaß. Pratchett in seiner Hochzeit. Lustig, spannend, sprachgewandt.


* Mal wieder ein selten schlecht übersetzter Titel, da man ja gerade das Selbst überwinden will (beyond yourself), anstatt es extra auch noch zu suchen

** Auch hier hat sich der Übertzer aus dem Fenster gelehnt und sich einfach einen Titel ausgedacht. Nicht die beste Idee, aber auch kein Twilight-Debakel (Twilight/Bis(s) zum Morgengrauen, New Moon/Bis(s) zur Mittagsstunde, Eclipse/Bis(s) zum Abendrot, Breaking Dawn/Bis(s) zum Ende der Nacht)

*** In meiner deutschen dtv-Ausgabe fehlte die (für mich) wichtige Information, in welcher Sprache und unter welchem Titel das Original erschienen ist. Kischon hat als gebürtiger Ungar nach seiner Einwanderung nach Israel sehr schnell Hebräisch gelernt und seine Bücher auch in dieser Sprache geschrieben, aber selbstverständlich ist das nicht.

**** 11 Büchsen Sardinen, Gold-Syrup, ein paar Süßigkeiten, Honig, Schweizer Schokolade, holländischr Kakao, etwas pulverisierten Kaffee, einen Beutel Pfeifentabak, eine Flasche Parfüm, ein Dutzend Notizbücher, zehn Kilo rote Rüben, freundlich gerundete Käsesorten, Kompotte in verschiedenen Farben, Badetücher, einen Besen, einige Chemikalien für Haushaltszwecke, eine Auswahl griechischer Weine, eine Kiste Zucker, mehrere Kannen Öl, mehrere Hühner, Enten und Lämmer, verschiedene Wurstwaren, Frankfurter, geräucherte Zunge, geräucherte Gänsebrust, Rauchfleisch, Kalbsleberpastete, Gänseleberpastete, Dorschleberpastete, Karpfen, Krabben, Krebse, Lachs, einen Mosche Rabenu, einen Alexander den Großen, einen halben Wal, etwas Lebertran, verschiedene Eierkuchen, Paprika, Zwiebeln, Kapern, eine Fahrkarte nach Capri, Zimt, Vanille, Vaseline, vasomotorische Störungen, Bohnen, Odol, Spargel, Speisesoda, Äpfel, Nüsse, Pfefferkuchen, Feigen, Datteln, Langspielplatten, Wein, Weib, Gesang, Spinat, Hanf, Melonen, einen Carabinieri, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Blaubeeren, Haselnüsse, Kokosnüsse, Erdnüsse, Nüsse, Mandarinen, Mandolinen, Mandeln, Oliven, Birnen, elektrische Birnen (sechzig Watt), ein Aquarium, Brot, Schnittlauch, Leukoplast, einen Flohzirkus, einen Lippenstift, ein Mieder, Ersatzreifen, Stärke, Kalorien, Vitamine, Proteine, einen Sputnik, ein Kalb und noch ein paar kleinere Anschaffungen

Comments


Kommentare (6)

Guest
May 15, 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Guest
Apr 19, 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Guest
Apr 07, 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Guest
Feb 12, 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Guest
Oct 21, 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Guest
Jul 30, 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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