top of page

Lektüre im Januar 2020

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 31. Jan. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan. 2023

Eine Zwischenbilanz der Bücher, die ich im Januar gelesen habe.



1. Tod zwischen den Zeilen

Donna Leon

276 S.

5/10

Bücherdiebstahl und nach der Hälfte des Buches endlich ein Mord. Der Klappentext verspricht den Fall "mit dem höchsten Einsatz", in dem Brunetti "mehr gefordert denn je" ist. Ich bezweifele das stark.


2. Mörder ohne Gesicht

Henning Mankell

334 S.

2/10

Ein Kultkrimi aus Schwerden. Anscheinend ist in besagtem Schweden alles trostlos und schlecht. Kurt Wallander ist natürlich geschieden, trinkt zu viel, grapscht schon mal im Suff seine Kollegin an oder fährt gar in Schlangenlinien nach Hause. Er nimmt sich einmal am Tag vor, seine Essgewohnheiten zu ändern (Taktik: wieder mit dem Rauchen anfangen), isst dann zu viel Fastfood und bekommt Durchfall. Charmant.

Sehr repetitiv und uninspiriert. Häufig ruft Kurt Wallander Göran Boman in Kristianstad an, manchmal besucht er aber auch Göran Boman in Kristianstad, hin und wieder fährt er sogar zu Göran Boman in Kristianstad.

Ich habe ab Seite 80 quer gelesen und nichts verpasst. Die Geschichte ist unglaublich langweilig und alltäglich. Ich könnte eine spannendere Einkaufsliste schreiben.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie dieses Buch Preise gewonnen hat.

Der Titel ist ebenfalls selten dämlich, denn die später gefundenen Täter haben kein schwarzes Loch an der Vorderseite ihrer Schädel, sondern, wer hätte das erwarten können, Gesichter. Es ist natürlich möglich, dass der Titel implizieren soll, dass man zunächst nicht weiß, wer die Mörder sind. Aber das ist eigentlich die Idee bei einem Kriminalroman.

Wir haben einen frühen Anwärter für das schlechteste Buch des Jahres.


3. Endlich mein

Donna Leon

306 S.

6/10

Eine Brunetti altbekannte Operngröße wird bestalkt und ihre Bekannten angegriffen, was mit harmlosen ungebetenen großen Geschenken beginnt, endet tragisch.

Ab Seite 100 ganz spannend, aber etwas repetitiv. Es würde sicherlich helfen, Opernfan zu sein.


4. Der Vorleser

Bernhard Schlink

207 S.

4/10

Eine merkwürdige Liebesgeschichte gepaart mit Schuldfragen und Gedächtniskultur.

Gut geschrieben, aber in der Thematik eher nach Sensationsgier gewählt, die Geschichte täuscht nicht ganz überzeugend Tiefgang vor.

Das Buch ist in drei Teile geteilt:

Pädophilie

Nazis

Juristenalltag & Vorlesen

Die Aufteilung ist etwas unorganisch geraten, genau wie das Ende.

Es wird viel "geliebt", also vor allem kopuliert. Dadurch wird meines Erachtens jeder ernstere Gedankengang über Kriegsschuldfragen überschattet. Keine Weltliteratur, aber kann man mal lesen.


5. Die Herzlichkeit der Vernunft

Ferdinand von Schirach, Alexander Kluge

189 S.

6/10

Ein Dialog zwischen zwei klugen Juristen, die sich für Philosophie interessieren. Gut zu lesen, voller interessanter Anekdoten und Gedanken. Aufgrund seiner Dialoghaftigkeit etwas ziellos und sprunghaft, tiefere Erkenntnisse bleiben aus.


6. Ewige Jugend

Donna Leon

322 S.

7/10

Ein überraschendes Hoch nach einer ganzen Reihe eher faderer Krimis.

Brunetti rollt ein altes Verbrechen wieder auf, findet den mit Brotkrumen für den aufmerksamen Leser vormarkierten Täter und dieser wird sogar verurteilt. Das hat es bei Leon noch nie gegeben.

Spannend, dabei herzlich und anrührend.

Auch wenn mal nichts passiert, liest man gerne weiter, das absolute Anti-Programm zu Mankell.


7. Stille Wasser

Donna Leon

343 S.

8/10

Brunetti macht Urlaub, leider stirbt dann aber doch noch jemand.

Leon hat zu ihrem alten Unterhaltungswert zurückgefunden, auch wenn wenig passiert, hat man große Freude am Lesen, die Dynamik der Charaktere macht Spaß.

Das Ende war gelungen, wenn auch wie in 90% der Fälle dem Bösen nicht beizukommen ist.


8. Candide ou l'Optimisme

(Candide, oder der Optimismus)

Voltaire

150 S.

6/10

Die Geschichte eines optimistischen Jungens aus Westfalen, den die Wirren des Schicksals in die weite Welt treiben, wo er so einiges erlebt.

Unterhaltsam und humorvoll in seiner Absurdität und Grausamkeit.

Auf französisch nicht ganz einfach zu lesen, aber vorzuziehen, wenn man wie ich ein zartes Gemüt hat, weil einem die makaberen Details automatisch erspart bleiben.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie verständlich und nachvollziehbar die Franzosen im 17. und 18. Jahrhundert bereits geschrieben haben.


9. Heimliche Versuchung

Donna Leon

328 S.

7/10

Ein potentielles Verbrechen, das am Ende ganz andere Machenschaften aufdeckt und mal wieder alle Grauzone des Lebens abdeckt.

Donna Leon versteht es, unterhaltsam Alltägliches zu erzählen und wie nebenbei große moralische Fragen aufzuwerten.


10. Ein Sohn ist uns gegeben

Donna Leon

307 S.

6/10

Der Brunetti, der am längsten ohne echte Straftat auskommt (⅔).

Familie, Liebe, Skandale!

Nett zu lesen.


11. Morituri

Yasmina Khadra

142 S.

4/10

Ein algerischen Krimi aus den 90ern mit einem seltsam graden Kommissar, der mitten im Bürgerkrieg versucht, sich durch die Tage zu bringen. Folter gehört da wohl genauso zum Dienstalltag wie regelmäßige Explosionen in unmittelbarer Nähe.

Das Buch gewährt interessante Einblicke in eine vom Bürgerkrieg zerrissene Nation, durchsetzt von einer nostalgischen Hassliebe zur Stadt Algier. Auch erfährt man von einem Leben inmitten von Fundamentalismus und Terrorismus.

Die Sprache ist blumig, aber eher Richtung Diesteln und Nesseln. Das Buch schafft es tatsächlich mit Ich-Perspektive und Präsens davon zu kommen.

Leider ist die Geschichte völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar. Der "Fall" ist kaum stringent oder logisch, daher ist das Buch auch nicht spannend. Die Personen sind extrem zweidimensional. Ein mit gut 140 Seiten sehr langes Buch.

Schade.


12. Terror

Ferdinand von Schirach

145 S.

6/10

Ein Theaterstück über die juristischen Argumente bezüglich der Frage, ob man ein von Terroristen geführtes Flugzeug abschießen darf, um ein Stadion voller Menschen zu retten.

Die bestehenden Argumente werden verständlich zusammen, eine Erleuchtung stellt sich aber nicht ein.

Kann man gut mal lesen.


13. Das Lavendelzimmer

Nina George

361 S.

2/10

Ein glorifizierter Buchhändler trauert der Liebe seines Lebens nach, begibt sich mit seinem Boot auf einen Selbstfindungstrip, trifft jede Menge unspektakuläre Leute und findet sich am Ende auch. Aber es spielt in Frankreich, dann muss es Kunst sein.

Nina George hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Die Co-Autorin des für mich persönlich schlechtesten Buches 2019 liefert auch diesmal eine dürftig erzählte Geschichte mit mittelmäßigen Dialogen, uninteressanten Figuren und unästhetischen Beschreibungen. Selten habe ich so viele Wörter, die ich nie in einem gedruckten Buch lesen wollte, auf einem Haufen gefunden.

Die Handlung hätte für eine Kurzgeschichte ausgereicht. Durch diverse Bezugnahmen auf andere, bessere Bücher wird erfolglos Tiefsinnigkeit vorgetäuscht. Die in Überlänge beschriebene "Romantik" und augenzwinkernd aufrührerisch gedachte "Erotik" landen keineswegs.

Trotz Querlesens ab Seite 60 habe ich unter der Wortwahl und Satzstruktur gelitten.

Ein pseudo-psychologischer Sehnsuchtsroman für die deutsche Frau mittleren Alters, die sich ohne allzu komplizierte Formulierungen aus ihrem Alltag fortträumen möchte.

Ebenfalls ein Kandidat für das schlechteste Buch des Jahres.

תגובות


Kommentare (6)

Gast
15. Mai 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

Gefällt mir

Gast
19. Apr. 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

Gefällt mir

Gast
07. Apr. 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



Gefällt mir

Gast
12. Feb. 2024

Always insightful. Good work. 😀

Gefällt mir

Gast
21. Okt. 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

Gefällt mir

Gast
30. Juli 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

Gefällt mir

© 2019 by Der Bücherbau. Proudly created with Wix.com

bottom of page