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Eine schicke Hose für Männer

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 19. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit
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Teil 1: Der Prototyp

Ich hatte meinem Freund versprochen, ihm eines Tages eine Hose zu nähen. Denn er ist weniger pingelig mit seinen Hosen als ich (nämlich gar nicht). Das beste Resultat versprach, eine Hose zu kopieren, die bereits passt. Am einfachsten geht das, wenn man die betreffende Hose in ihre Einzelteile zerlegen kann. Ein Glück (?), dass Kleidung heutzutage manchmal nach wenigen Wochen bereits auseinanderfällt. Ich bekam eine geliebte, aber strukturschwache ausrangierte Hose, die daraufhin für 9 Monate in meinem Projektwäschekorb verschwand. 

Mehrmals besah ich mir die verschiedenen Elemente, die eine Hose ausmachen und war überfordert. An einem willkürlich gewählten Frühlingstag holte ich sie hervor und nahm ein erstes Muster ab, schnitt aus einem Bettlaken vier Teile für einen ganz einfachen Prototypen aus und steckte sie mit Stecknadeln zusammen, um ganz grob den Sitz zu prüfen. Dabei stellte sich heraus, dass die Musterhose mittlerweile nicht mehr gepasst hätte. Zurück ans Reißbrett.

Mit einer neuen Musterhose ausgestattet, die den Prozess allerdings unbeschadet überstehen sollte, begann ich von vorn. Ich tat mein Bestes, um die Teile abzupausen, was mit einigem Ratespiel verbunden war, da der Schritt einer Hose aus einer Kurve besteht, deren Biegung extrem unterschiedlich ausfällt, je nachdem wie man den Stoff zurechtzieht. Außerdem haben diese Art von Hosen hinten Abnäher, zur Anpassung an die Rundung des Hinterns. Die Breite der Abnäher kann man durch den Stoff erfühlen und von da aus rückwärts kombinieren.

Um Stoff und Arbeit zu sparen, hatte ich die Hose zunächst nur bis zu den Knien ausgearbeitet, denn danach gehen die Beine ja nur noch gerade runter, da kann ja nichts mehr passieren. Als ich die Beine in voller Länge einzeichnen wollte, musste ich feststellen, dass die Innennaht gute 7 cm länger gewesen wäre als außen, der Saum der Hose also eine deutliche Steigung bekommen hätte. Ich war ein bisschen ratlos, wie so etwas passieren kann. Nach ein paar Stunden stiller Kontemplation ging mir auf, dass die Schrittkurve doch, obwohl sie okay saß, nicht dem Original entsprach. Denn wenn die Kurve flacher wird, wandert der Punkt hoch, an dem die Innennaht beginnt.* Ich übertrug die Kurve noch einmal genauer, indem ich genau den Fadenlauf des Originals betrachtete und an deutlich mehr Stellen Maß nahm. 

Zeit für das nächste Probestück: Diesmal passte es! Bestärkt nähte ich zur Übung einen Reißverschluss ein, mit Hilfe eines Tutorials von Thoughtful Creativity, einem der besten Nähkanäle dieser Art. Auch Bund und Knopf saßen, so dass ich bereit war, den Ernstfall zu proben!


*Hätte ich auch die Innennaht kürzer machen können? Keine Ahnung.


Kommentare


Kommentare (6)

Gast
15. Mai 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Gast
19. Apr. 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Gast
07. Apr. 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Gast
12. Feb. 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Gast
21. Okt. 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Gast
30. Juli 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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