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Die Öllampe der Umm Haschim

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 14. Apr. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Mai 2024

Der Beginn der arabischen Kurzgeschichte


Die Öllampe der Umm Haschim

Yahya Hakki

Ersterscheinungsjahr 1944

Aus dem Arabischen von Nagi Naguib

57 (77) Seiten

7/10


“Die Öllampe der Umm Haschim” ist das berühmteste Werk des ägyptischen Schriftstellers Yahya Hakki, dem Begründer der arabischen Kurzgeschichte. Die Erzählung setzt sich mit der historisch-gesellschaftlichen Identität zwischen eigener Herkunft und moderner Welt auseinander und strebt eine Synthese von Orient und Okzident an.


Der Protagonist Ismail ist der jüngste Spross einer Händlerfamilie, die in einem alten kairenischen Viertel lebt. Ismaels Bildung wird das gesamte Leben der übrigen Familienmitglieder untergeordnet. Für sein Studium wird er nach Europa geschickt, wofür seine Eltern und seine verwaiste Cousine schwere Entbehrungen in Kauf nehmen. Dort erwirbt Ismael ein völlig neues Selbstbewusstsein und den Glauben an die westliche Wissenschaft. Als er schließlich in seine Heimat zurückkehrt, zerreißt ihn der Konflikt zwischen alter und neuer Welt, zwischen Glaube und Ratio beinahe. Zentraler Knotenpunkt der Geschichte ist die Moschee der Sayyida* Zainab, der Enkeltochter des Propheten. Sie gilt als die Mutter der Hilflosen und Schwachen (Umm* Haschim) und dem von ihr gesegneten Öl wird eine heilende Wirkung zugesprochen.

Mir hat die Erzählung gut gefallen, sie bringt den Leser ganz nahe an den ägyptischen Alltag der Zeit, romantisiert nicht und setzt sich ehrlich mit der Zerrissenheit des Protagonisten zwischen alt und neu auseinander. Kurz und spannend, das Ende nicht zu schmalzig. Empfehlung!


Im Anschluss an die Geschichte bekommen wir eine 20-seitige Ausführung zu Leben und Werk des Autors vom Übersetzer Nagi Naguib. Yahya Hakki (1905-1992) wird in die ägyptische Mittelschicht geboren, seine Familie hat türkische Wurzeln und ist bildungsbewusst. Er studiert Rechtswissenschaft und tritt bald nach dem Studium in den Staatsdienst ein. Später arbeitet er als Diplomat in mehreren europäischen Metropolen. Seine zweite Frau wird eine französische Künstlerin, weshalb er aus dem Diplomatendienst ausscheiden  muss. Er wird Direktor für das neue Amt für schöne Künste und setzt sich stark für die Förderung von Kunst und Kultur in Ägypten ein. 

Sein Werk besteht aus vielen Erzählungen und einem Kurzroman (Guten Morgen), sein Schreibstil ist geprägt von präzisem Realismus und ausführlicher Beschäftigung mit der Lebensrealität der unteren Gesellschaftsschichten. Sprachlich bewegt er sich zwischen Dialekt und Hochsprache hin und her, in jungen Jahren ist er Ägypten sehr verbunden, fühlt sich später aber mehr zur Hochsprache hingezogen.

Die Einordnung und Biographie  kommen sehr gelegen, enthalten aber leider dicke Spoiler für viele von Hakkis Erzählungen, ohne geht es scheinbar nicht.


* Sayyida = Frau

** Umm = Mutter



Bildnachweise:


Titelbild: KI-generiert



Comments


Kommentare (6)

Gast
15. Mai 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Gast
19. Apr. 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Gast
07. Apr. 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Gast
12. Feb. 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Gast
21. Okt. 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Gast
30. Juli 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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