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Die Kunst des Nähens Teil 6 

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 25. Feb. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Das zweite Hemd für mich



Das erste Hemd war eine schöne Sache, aber auf jeden Fall ausbaufähig. Zum Üben habe ich mir auf einer Kreativmesse vier Meter Baumwollstoff in altweiß gekauft.* Für die Verbesserung des Musters zog ich das gelbe Hemd an und versuchte vor dem Spiegel mit Stecknadeln Änderungen zu planen, dann übertrug ich das Ergebnis auf den Haufen Rechtecke, der das Muster bildet. Vollere Ärmel mit längeren Manschetten, höhere Schultern, ein deutlich weniger schlackernder Torso, insgesamt kürzer. Was die Ärmel angeht, hat das gut funktioniert. Weil ich mir unsicher war, wie hoch die Ärmel sollen, habe ich sie unterschiedlich angenäht, mich dann entschieden und den abgelehnten Ärmel wieder abgelöst und neu angenäht. Dieser Prozess erforderte sehr viel Bedenkzeit von meiner Seite und dauerte daher mehrere Tage.

Der Torso dagegen war knapp kalkuliert und ich habe natürlich mal wieder einen Flüchtigkeitsfehler gemacht und mich bei der Nahtzugabe vertan. Das passiert mir zwangsläufig. Die Nahtzugabe ist etwa ein Zentimeter mehr Stoff als gebraucht, damit man beim zusammennähen ordentlich arbeiten kann. Der überstehende Stoff wird dann noch separat versäubert, damit  die Naht, falls der Stoff zum Aufribbeln neigt, nicht beim Waschen und Getragenwerden wegfranst. Es scheiden sich die Geister, ob man sein Schnittmuster mit oder ohne Nahtzugabe machen soll. Hat man ein Nettomuster, muss man immer noch die Nahtzugabe draufrechnen. Das macht grundsätzlich schon Sinn, weil man präziser arbeiten kann. Darf man dann nur eben nicht vergessen. Das ist so, wie wenn man mit einem Rezept für vier Personen kocht, das man laufend im Kopf halbiert. Im Stress des Prozesses hat man zwangsläufig an irgendeiner Stelle doch vier statt zwei Eier reingetan. Jedenfalls ist der Torso ein bisschen sehr figurbetont. Zeitweise hatte ich Bedenken, ob ich in das Hemd überhaupt noch reinkomme, wenn beide Ärmel dran sind. Das war jedoch gar nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass das Hemd jetzt bauchfrei ist. Da muss ich mir noch was ausdenken. Vielleicht tut es auch ein sehr hoch sitzender Rock oder eine Weste darüber.


* Da tut es auch eine alte Tischdecke oder ein Bettlaken. Soweit habe ich damals aber nicht gedacht. Außerdem war ich in Kauflaune (das sollte man im Auge behalten, wie eine große Anzahl an YouTube-Videos über Stoffkaufsucht belegt.)



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