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China 2024 Teil 6: Der fünftgrößte Buddha der Welt

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 5. Jan.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Apr.




Donnerstag 

Mitten in der Nacht weckt mich ein Tokak, eine Eidechse, die klingt wie ein schreiendes Kleinkind. Morgens zwitschern die Vögel, als säßen sie neben mir im Bett, die Klimaanlage ist effektiv ein Loch in der Wand. Die Balkontür schließt aber auch nicht, wie ich später sehe. Von unserem ruhigen Tag erholt, brechen wir früh auf zu neuen Abenteuern. Auf unserem Weg nach unten begegnen wir einem neuen Hund, aber der ist lieb und bellt nicht. Wir fahren in das Dorf Ngong Ping, das seinen Berg seit 1993 mit dem fünftgrößten Buddha der Welt teilt. Langsam verstehen wir auch den Busplan. Der teilt einem lediglich mit, wann ein Bus an der ersten Station losfährt und wie viele Haltestellen er zurücklegt, den Rest muss man schätzen. Die Busse fahren schnell und halten selten, außer die Schule ist gerade aus oder ein Büffel geht auf der Straße spazieren. Wir sind bereits nach 40 Minuten auf dem Berg. Google Maps hat uns das Doppelte angekündigt und wir haben nie herausgefunden, wo es die Abfahrtszeiten für die Busse hernimmt. Aber meist kam der Bus noch einmal 10 Minuten früher als Frau Google dachte. Es ist aber auch ein bisschen egal, da die Busse etwa alle 20 Minuten kommen. Man geht einfach hin und lässt sich ein bisschen dämpfen bei 32° und 80% Luftfeuchtigkeit.



Auf dem Berg (ca. 300 m)  ist die Luft sehr angenehm. Den Eingang der durchkuratierten Sehenswürdigkeit markiert ein schönes Tor, hinter dem die Straße flankiert wird von buddhistischen Kriegern mit “Seelentieren”auf ihren Helmen. Wir setzen uns in einen Laden mit Kioskvibes und trinken einen recht günstigen Milchkaffee. Dann steigen wir die 268 Stufen zum Buddha hoch und genießen die Aussicht auf die umliegenden Berge, die Tempelanlage und die Seilbahn, mit der ich auf keinen Fall fahren wollte.* Im Sockel des Buddhas gibt es Infotafeln mit Details zur Erbauung, Wände mit Ahnentafeln und Opfergaben, und Nippes für Touristen. Die Verlockung einen Mini-Buddha für ca. 10 Euro oder eine Amethystdruse zu kaufen, hält sich im Rahmen. Im zugehörigen Kloster gibt es ein vegetarisches Mittagsmenu, wir freuen uns sehr auf Gemüse. Mit 150 Dollar (~ 19 €) pro Person ist es nicht günstig, aber gut und hätte für mindestens drei Leute gereicht. Wir nehmen den Rest mit (Takeaway 2 Dollar, etwa 25 Cent). 







Hinter dem Kloster gehen Wanderwege in die Berge, wir machen einen Spaziergang bis zum Wisdom Path, einem kleinen Rundpfad, an dem Holzstelen mit einem buddhistischen Mantra stehen (das Herz-Sutra). Der Pfad ist sehr schön, die Sonne brät, wir verstecken uns unter unseren Schirmen. Im Wald sehen wir viele große Schmetterlinge, fast alle schwarz, fehlen nur noch 13 Zwerge und ein Hobbit. Es gibt auch sehr große, harmlose Spinnen, zum Glück habe ich das riesige Netz über meinem Kopf übersehen unter meinem Schirm. 



Schon fast wieder am Tempel entdecken wir noch eine große Eidechse. Ein zahnloser alter Mann bittet uns in Zeichensprache mit seinem Handy ein Bild von ihm und der Eidechse zu machen und freut sich.



Das Dorf Ngong Ping selbst lassen wir aus, es sieht uns zu sehr nach künstlichem Shoppingparadies aus, da können wir ja gleich in das ein paar Kilometer entfernte Disneyland fahren. An der Bushaltestelle warten wir auf den Bus nach Tai O, einem “traditionellen Fischerdorf”™. Immer mehr Leute stellen sich an, bis schließlich der Bus kommt und etwa die Hälfte der Leute mitnimmt, gut, dass wir so früh waren. Erneut brauchen wir statt 30 Minuten nur 15 und kommen mit leichter Übelkeit bei Affenhitze in einer müffelnden Touristenfalle an, wo man überall Bootsfahrten und getrockneten Fisch kaufen kann. In einem kleinen Laden mit japanischem Kaffee setzten wir uns auf die Dachterrasse. Mein Kreislauf nimmt den Kaffee gern, lässt sich aber nicht so recht überzeugen, noch mehr zu leisten. Pro Forma gehen wir ein paar Schritte durch die Gassen und flüchten dann vor Fischgeruch, Hitze und aufgesetzter Traditionalität zurück in unser normales Dorf.



Die Wäsche ist trotz Affenhitze nach zwei Tagen immer noch nicht trocken. Wir hängen sie rein und stellen die nächste Maschine an. Meine Schultern haben gut Farbe bekommen, aber Sonnenbrand habe ich nicht, gelobt sei der portable Sonnenschirm.

Als wir über das Abendessen beraten, fragt unser Host über WhatsApp, ob wir schon den formidablen Italiener im Ort ausprobiert hätten? Haben wir noch nicht. Man fährt ja nicht nach China, um dann Italienisch zu essen. Es gibt Tiramisu. Wir gehen es uns mal anschauen. Es soll nicht regnen, aber ich nehme trotzdem einen Schirm mit, als potentielle Hundeabwehr. Der Laden ist klein und gemütlich, der Inhaber Matteo erzählt uns bei Pizza und Pasta seine Lebensgeschichte. Die Liebe hat ihn 2012 nach Hongkong gelockt, das vor Corona (noch) viel voller und lebendiger gewesen ist. Mittlerweile müssen alle sparen. Das bestätigt unseren Eindruck vom verlassenen Urlaubsparadies Lantau. Als wir aufbrechen, regnet es in Strömen, gut, dass ich meinen Regenschirm mitgenommen habe. Unsere Wäsche ist klitschnass. Wir holen sie rein und drehen den Luftentfeuchter auf.



* Die Struktur des Wikipedia-Artikels zur Seilbahn ist übrigens folgende:

1 Vorgeschichte

2 Die Seilbahn

3 Zwischenfälle (Auswahl)

4 Weblinks

5 Einzelnachweise


Comments


Kommentare (6)

Misafir
15 May 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Misafir
19 Nis 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Misafir
07 Nis 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Misafir
12 Şub 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Misafir
21 Eki 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Misafir
30 Tem 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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