China 2024 Teil 4: Ein letzter Tag in der Stadt - wir geben alles
- Vensch
- 15. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Apr.

Sonntag

Unser Host hat uns empfohlen, auf den Berg hoch zu fahren, den Peak. Da wir uns nicht in der Lage sehen, bei 30° und 100% Luftfeuchtigkeit einen Berg zu besteigen, entscheiden wir uns für die historische Tram. Überall haben wir gelesen, dass es lange Schlangen gibt, weshalb man früh los sollte. Wir gehen früh los. Mit der Octopus Card können wir an der noch recht kurzen Schlange vorbeigehen. Die Tramfahrt ist für 70 Dollar (~ 8,30€) überraschend kurz, gerade mal ein paar Minuten, dafür ist die Steigung phänomenal. Die Bahn macht auf etwa 1300 Metern knapp 400 Höhenmeter, die Steigung beträgt zwischendurch 48 %. Ich persönlich mag Steigung in Fahrzeugen überhaupt nicht, genauso wenig wie Serpentinen. So eine Fahrt möchte ich kein zweites Mal machen - eine folgenschwere Entscheidung.
Die Station ist im Untergeschoss einer Mall, anders kann man in Hongkong Bahnstationen scheinbar nicht bauen. Man findet aber überraschend gut hinaus in die Natur. Wir holen uns einen Kaffee und setzen uns auf eine Aussichtsterrasse, umgeben von Grün, Schmetterlingen, Ruhe und Frieden. Dann treten wir den drei Kilometer langen Rundweg um den Peak an. Zum Glück haben wir unsere Regenschirme mitgenommen, denn die Sonne brennt brutal, wenn sie rauskommt. Früher habe ich Leute mit tragbaren Sonnenschirmen belächelt, mittlerweile gehöre ich selbst zu ihnen. Der Rundweg ist schön. Alles ist grün, die Luft ist gut, man kann auf die Stadt und das Meer herunterschauen, nur Toiletten gibt es keine. Wieder in der Mall angekommen essen wir zu Mittag: Hongkong-Spezialität Wantansuppe mit Nudeln, Teigtaschensuppe und Gemüse für 200 Dollar (~ 24€ für zwei), wie auch der Kaffee ist das Essen überraschenderweise nicht (noch) teurer als in der Stadt unten.

Ich beschließe den Abstieg zu Fuß zu wagen, auf der Karte sieht es so weit gar nicht aus (ups). Meine Schwester, die mich mehrfach warnt, dass ich mich ins Unglück stürzen werde, kommt trotz Knieproblemen mit. Zehn Minuten später erscheint die Entscheidung bereits fragwürdig, aber ich habe irgendwo gehört, man soll Berge rückwärts hinabgehen, um die Knie zu schonen und das machen wir. Es sieht kurios aus und die Leute gucken, aber es funktioniert ganz großartig und die meisten Passanten kommentieren unser “Workout” positiv. Als wir das Ende des Waldes erreichen, geht es leider noch immer stark bergab, zu diesem Zeitpunkt ist es eigentlich genug. Dann fängt es wieder an, wie aus Eimern zu schütten. Wir retten uns mit letzter Kraft in einen Bioladen, der Kaffee verkauft. Dort ist es ruhig und angenehm, der Kaffee ist sehr gut. Wir nehmen spontan noch eine Pilzcremesuppe und Samosas mit. Dann kämpfen wir uns den letzten Kilometer durch den Regen nach Hause, wo wir völlig erschöpft zusammenbrechen.
Ein schwerer innerlicher Konflikt beutelt mich. Die Boulderhalle in Central (Keep Climbing), die ich unbedingt sehen will, schließt am Sonntag schon um 20 Uhr, aber wie sollen wir jemals wieder unsere Füße benutzen nach dem Peak? Um halb sieben raffen wir uns auf und laufen die 800 Meter, die wir natürlich mit dem Dingding hätten fahren können, rüber. Hinterher ist man immer schlauer. Die “Halle” ist ein größeres Wohnzimmer im zweiten Stock eines Wolkenkratzers. Kein Schild verrät, dass es sie gibt, aber der Pförtner zeigt auf den zweiten Stock, als ich “climbing gym” sage. Die Wände sind voll geschraubt mit schlecht zu haltenden Griffen, alles ist schwer und unübersichtlich, der Eintritt mit 200 Dollar (~ 24 €) sehr stramm. Wo wir schon einmal da sind, verausgabe ich mich, aber ein bisschen enttäuscht bin ich schon. Meine Schwester, die nur aus Nächstenliebe mitgekommen ist, möchte noch einen letzten Punkt auf unserer Liste abhaken, weshalb wir uns beeilen nach Hause zu kommen.
Nur eine Straße von unserer Wohnung entfernt ist das Little Bao, ein Asia-Fusion Baozi-Laden mit Sterneköchin. Wir schmeißen uns in Schale und dann wieder ins Getümmel. Die Kombination aus Dampfnudelbrötchen und exquisiter Füllung überzeugt. Während wir glücklich Krabbe und Pilztempura mampfen, sehe ich meine Kollegin an der Theke stehen - keine Stadt der Welt ist zu groß, um sich nicht zufällig zu treffen. Der Laden ist so klein, dass wir uns kaum unterhalten können, ohne den Betrieb aufzuhalten. Wir bestellen noch einen Baozi mit Kabeljau, auch nicht schlecht. Dann schlendern wir ein bisschen quatschend durch die Nacht und ein langer Tag geht zu Ende.
Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.
Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔
Liebe Grüße
Petra
Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte
Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!
Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!
Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!
Liebe Grüße
Miriam
Always insightful. Good work. 😀
Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene
Sehr schön geschrieben!
Liebe Grüße
Christina