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China 2024 Teil 14: Regenwanderungen

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 4. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

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Samstag

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Es regnet. Trotzdem entscheiden wir uns für eine Wanderung. Wir klettern anderthalb Kilometer durch Bambuswald einen Berg hoch zu einer Pagode, hinter der es auch einen Teeladen gibt. Der uns aber zu teuer ist. An einer Aussichtsplattform erspähen wir einen anderen Ausländer, der uns freundlich mit „Guten Tag“ grüßt.

Zum Mittagessen gibt es Hotpot, quasi chinesisches Fondu. In der Mitte des Tisches wird Brühe erhitzt und man kann allerlei bestellen, das man dann darin gart. Traditionell ist die Brühe scharf, wir bekommen eine leicht scharfe und eine neutrale. Wir bestellen einen Haufen Gemüse und einmal Fleisch, der Kellner bezweifelt, ob es reicht. Es reicht dicke.


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Wir ziehen weiter im Nieselregen durch Einkaufsstraßen. Vor dem Laden mit Matchasouffles ist die Schlange so lang, dass wir gedrückt verzichten. Eigentlich wollen wir durch ein paar Secondhandläden stöbern, aber die Erschöpfung übermannt uns. Mit letzter Kraft retten wir uns in ein Café. Danach suchen wir uns eine Fußmassage, das dauert wie immer länger als gedacht. Was auf der Karte eingezeichnet ist, stimmt selten, auch in den chinesischen Apps. Meine Freundin, die hier lebt, betont immer wieder, dass man nie wissen kann, ob ein Laden ein paar Monate später noch existiert oder nicht. Wir wissen nicht so richtig, worauf wir uns einlassen, aber die Massage ist tatsächlich angenehm. Das Setting ist denkbar ungemütlich: in einem Raum mit kaltem Licht stehen 10 Sessel in einer Reihe und der ganze Laden diskutiert die Leiden der Kunden. Aber freundlich sind sie und massieren können sie auch. Nach der halbstündigen Massage werden wir mutig und bestellen noch ein Salzpeeling für die Füße. Das Meersalz wird in einer pinken Bratpfanne erhitzt. Als ich die paar Hundert Kuai für drei Leute zahlen will, lehnt die App meine Kreditkarte ab. Ups?

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Es ist auch schon wieder Zeit für Abendessen. Wir laufen durch gemütliche Straßen mit einstöckigen Häusern und kleinen Läden. Bei einem Japaner kehren wir ein und essen jeder ein Menü mit Meeresgetier für knapp 60 Kuai (~8€). Obwohl wir eigentlich dringend ins Bett müssen, machen wir noch einen kleinen Spaziergang zum Westsee. Der Legende zufolge wird das Wasser des Sees durch eine goldene Kuh kontrolliert, von der gibt es auch eine Statue im See.


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Wir nehmen ausnahmsweise ein Taxi nach Hause, das wir an der Straße heranwinken, weil das einfacher ist, wenn eine Person auf halber Strecke raus muss. Während die Uberfahrer komplett überwacht werden, können Taxis noch fahren wie sie wollen. Wir fürchten für 15 Minuten um unser Leben, bis wir aussteigen dürfen.

 

Sonntag

Nach dem Frühstück rufe ich bei der Kreditkartenhotline an. Es gab einen Zugriffsversuch aus den USA, somit ist die Karte unsicher und nutzlos, einen Ersatz zu bekommen dauert mehrere Tage und kann nur zwischen 8 und 16 Uhr werktags deutscher Zeit beantragt werden. Da wir in drei Tagen abreisen keine Option. Zwar kann man Geld auf dem Alipay-Konto haben, ähnlich wie bei Paypal, dieses kann aber nur von einem chinesischen Konto angewiesen werden. Ich haue meine Freundin an, die mir bereitwillig etwas leiht. Ich verspreche, es nicht für Zigaretten und Alkohol auszugeben. 

Zum Mittagessen treffen wir uns am Campus der Zheda. Eigentlich sollen seit Corona keine Fremden mehr auf den Campus, aber an der Pforte mit Gesichtserkennung gehen wir eng hinter meiner Freundin her und niemand hält uns auf. Der Campus hat diverse Mensen und in China können die was. Wir gehen in die “Hogwarts-Mensa”, in der hunderte Lampen von der Decke hängen. Es gibt Fisch, Gemüse und Pommesgesichter mit Ketchup. Ohne den Unirabatt kostet alles zusammen 88 Kuai (~12 €) und reicht locker für drei Leute. Wie immer ist sehr lecker.

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Für den Nachmittag ist trotz anhaltendem Nieselregen eine Wanderung geplant, hinter dem Campus geht es ins Grüne den Berg hoch. Wo genau hat meine Freundin vergessen, aber irgendwann finden wir den Weg vom Campus runter und kommen an kleinen, netten Häusern vorbei, und sogar an mehreren Cafés. Unerwarteterweise stehen wir vor einem Tor, an dem man 10 Kuai (~1.30€) Eintritt bezahlen muss, um in einen Park reinzudürfen, der auf unserem Weg liegt. Meine Freundin sagt, der wäre neulich noch nicht hier gewesen. Hier ist immer alles anders. Meine Füße tun schon weh, als wir schließlich unsere Wanderung beginnen. Es geht einen ordentlich angelegten, aber komisch beschaffenen Weg den Berg hoch. Die Steine sind sehr uneben, so dass schon bald die Bänder um meinen Knöchel anfangen zu mucksen. Weil es sehr nass und neblig ist, sehen wir nicht viel von der Aussicht, aber alles ist sehr grün. Nach einiger Zeit beschließen wir wieder abzusteigen. Eine Treppe geht runter runter runter. Irgendwo gibt es eine überdachte Sitzgelegenheit, wo wir ein paar Snacks verspeisen und die Waldeinsamkeit genießen.


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Am Weg gibt es Osmanthus, Rhododendron und Tee. An der ersten großen Straße mieten wir Fahrräder und fahren zum nahegelegenen Lingyin Tempel. Es ist  sehr voll und der Eintritt hinter den Kirmesbuden mit 45 Kuai (~6€) relativ teuer, aber jetzt sind wir schon mal da. Wir folgen den Menschenmassen an Buddhas vorbei, die in die Felsenmauer eingemeißelt sind. Vor dem Haupttempel sollen wir noch einmal 30 Kuai (~4€) Eintritt bezahlen, aber was zu viel ist ist zu viel. Stattdessen gehen wir 500 Meter weiter zum nächstem kleineren Tempel, der nichts kostet. Dort findet gerade eine buddhistische Zeremonie statt, bei der Mönche singen und auf Klangschalen schlagen. Man kann sitzen, was ich genieße und dazu ein paar frittierte Reismehlsticks vom Frühstück verspeise.


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Schließlich schlagen wir uns durch den Pulk an Touristen zurück bis zum Tor, wo der Verkehr komplett chaotisch ist, weil der Tempel schließt und alle nach Hause wollen. Ein paar Straßen weiter ergattern wir ein Taxi zurück zum Campus. In einem kleinen Laden essen wir Suppe mit handgezogenen Nudeln nach Lanzhou-Art, eine riesige Schüssel für 13 Kuai (~1,70€).


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Etwas verspätet buchen wir einen Zug nach Shanghai für übermorgen. Wir haben mal wieder ein bisschen zu lange gewartet und viele Verbindungen sind bereits ausgebucht, aber am Nachmittag finden wir noch eine. 



Commenti


Kommentare (6)

Gast
15. Mai 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Gast
19. Apr. 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Gast
07. Apr. 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Gast
12. Feb. 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Gast
21. Okt. 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Gast
30. Juli 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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