top of page

China 2024 Teil 11: Das Wetter wechselt und die goldene Woche beginnt

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 23. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. März


Dienstag

Es ist endlich kühler geworden, etwa 22 Grad, heute wollen wir etwas sehen. Es gibt wieder keinen Kaffee vor halb neun, meine Schwester geht gegenüber beim Starbucks welchen holen. Wir bestellen ein Uber über die Didi-Miniapp in Alipay, dort kann man Start- und Zielort vorher angeben und bekommt eine Schätzung über den Preis. Wir fahren auf gut Glück zum Jiming-Tempel einmal quer durch die Stadt, 20 Minuten kosten uns etwa 20 Kuai (2,60€). Dort ist sehr viel los, heute ist Nationalfeiertag und der erste Tag der Goldenen Woche. Behörden, Schulen und Fabriken haben geschlossen, halb China hat Urlaub und ist unterwegs, überall ist es voll. Die Urlaubstage werden in den folgenden Wochen am Wochenende wieder reingeholt.

Direkten Einlass gibt es nur über WeChat Pay, das aber bei uns nicht funktioniert. Um die Ecke können wir die 10 Kuai (~ 1,30€) Eintritt am Schalter mit Alipay bezahlen. Der buddhistische Tempel ist hübsch, traditionell gelb, und geht in Terrassen den Berg hoch. Meine Schwester kauft Räucherstäbchen und stattet dem Gott des Wohlstandes einen Besuch ab. Ganz oben hat man eine nette Aussicht auf die Stadtmauer und den Feiertagstrubel. Der Tempel hat außerdem ein vegetarisches Restaurant.



Das Mittagsmenu für zwei Personen ist mit 170 Kuai (~22€) relativ teuer, aber sehr gut und genug für mehr als einen Mittag. Es gibt Gongbao Fake-Chicken, Gemüse, eine kalte Suppe für jeden, kalte Nudeln, eine warme Ingwermilch und Granatapfelsaft. Wir nehmen eine ganze Dose voll mit Resten mit. 

Hinter dem Tempel gibt es einen großen See und die alte Stadtmauer zu sehen. Auf letztere draufzusteigen kostet 30 Kuai (~4€), dazu sind wir zu geizig. Der See ist schön, aber es gibt keinen Kaffee. Wir versuchen, zu Fuß ein offenes Café zu finden, aber alle Orte auf Google existieren nicht wirklich oder sind geschlossen. Schließlich fahren wir mit dem Uber nach Hause und trinken Cappuccino im bereits bekannten Buchladen. Der Kaffee ist mit 36 Kuai (~4,7€) schon hochpreisig, aber auch sehr gut.



Nach einem Mittagsschlaf fahren wir mit dem Uber zur einzigen Boulderhalle, die ich in Nanjing ausfindig machen konnte, Blue Whale Climbing. Unterwegs buchen wir Züge für unsere nächste Station. Obwohl es sehr viele gibt, ist fast alles ausgebucht, wir bekommen noch zwei relativ früh am anvisierten Tag. Die Halle ist sehr klein, es gibt nur zwei Boulderwände und ein paar Selbstsicherungsanlagen. Trotz der Uhrzeit ist es recht leer, es gibt nur ein paar Kinder, ein paar Enthusiasten und einen Pro. Das Einsteigerlevel ist nicht ganz niedrig, für meine Schwester lohnt es sich nicht so recht. Ich grase fast alles Machbare ab. Die Routen sind ein bisschen schmockig, oft sind die Tritte schlecht, aber insgesamt ist die Halle ein großer Spaß. 150 Kuai (~20€) pro Person sind allerdings auch sehr viel Geld hier. Wir kommen mit einem Englischlehrer ins Gespräch, der das Hobby gerade neu für sich entdeckt hat. Ich fühle mich ein bisschen besser mit meinem Chinesisch, als er mich auch nicht ohne Weiteres in seiner Arbeitssprache versteht. 

Die Straße runter fragen wir in einem kleinen Restaurant nach Gemüse, vorsichtshalber sage ich, dass wir weder Fleisch noch Hühnchen essen. Hier kann man keinen Code auf dem Tisch scannen, aber die Karte hängt an der Wand und am Ende bezahlt man die Rechnung trotzdem über Alipay. Wir bekommen Frühlingszwiebelei und Pak Choi mit Shiitake und Reis für insgesamt 36 Kuai (~4,7€). Ein kleiner Junge am Nachbartisch ist fasziniert von uns, ich unterhalte mich mehr oder weniger mit ihm. Es fällt ihm schwer zu glauben, dass wir keine Amerikaner sind. Er will wissen, ob wir schon mal in China gegessen haben. Ab und zu ermahnen ihn die Eltern, er solle höflicher zu den ausländischen Gästen sein. Als wir gehen, sagt er, wir wüssten ja nun wo sie seien, wenn wir das nächste Mal Hunger bekämen. Süß. 



Uber bringt uns nach Hause und wir finden gegenüber von unserem Babylonviertel einen kleinen Block mit auf traditionell gemachten Wohnungen und Hotels. Es ist sehr ruhig und wirklich schön. Bei uns im Viertel ist die Masse an Menschen komplett aus dem Ruder gelaufen. Wir dachten gestern, es wäre voll, aber wir lagen falsch. Trotzdem werfen wir uns noch einmal kurz ins Gewühl, um Nachtische zu kaufen. Eine süße Suppe aus fermentiertem Reis und Osmanthus*, aus der wir ein Ei rausfischen und einen Tofujoghurt mit Diversem: Sagoperlen, Erdbeercrunch, Erdbeerglibber, anderer Glibber, nicht zu süß und ganz lecker, davon brauchen wir noch einen. Draußen ist es sehr laut, und leider klingt es in unserem Zimmer, als säßen wir direkt auf der Straße. Meine Schwester wünscht sich einen Bambusstock, mit dem sie die Leute vor unserem Fenster piesacken könnte.


* Später bekommen wir erklärt, dass Osmanthus das chinesische Äquivalent zu Pumpkin Spice ist. Sobald es Herbst wird, gibt es überall alles mit Osmanthusgeschmack. Man soll gesehen haben, wie ältere Damen mit umgedrehten Regenschirmen unter die überall wachsenden Osmanthusbäume gehen und sie schütteln, um die Blüten einzusammeln.


Comentarios


Kommentare (6)

Gast
15. Mai 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

Gefällt mir

Gast
19. Apr. 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

Gefällt mir

Gast
07. Apr. 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



Gefällt mir

Gast
12. Feb. 2024

Always insightful. Good work. 😀

Gefällt mir

Gast
21. Okt. 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

Gefällt mir

Gast
30. Juli 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

Gefällt mir

© 2019 by Der Bücherbau. Proudly created with Wix.com

bottom of page