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4 Yuan und ein Schlüssel - Teil 9

  • Autorenbild: Vensch
    Vensch
  • 6. Feb. 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Mein alter Reisebericht aus China von 2010


20 Yuan Trinkgeld


13.10.10., 7:30, Shibei School, Mittwoch

Ca. 10 Stunden geschlafen, aber die Müdigkeit will nicht ganz weg. Auch meine Füße sagen direkt nach dem Aufstehen schon: „Jetzt ist genug!“

Aber ich bin meine Äpfel an Lukas losgeworden, der Baojie von heute Morgen (Teigtasche mit Fleisch) war echt lecker. Noch 2 Bananen, eine Mandarine… und der Berg Süßigkeiten… die erste Packung mag ich schon mal (der Verlag findet sie eklig).

Wir „lernen Zeichen“. Das heißt, die Lehrerin malt eins, wir malen es alle nach, zeigen alle einmal vor und machen dann wieder Pause. So kommt man doch zu nichts.

Aber wir dürfen an die Schul-PCs, immer noch total langsam, aber schneller als „zu Hause“. Mittlerweile komme ich glaub ich durcheinander mit E-Mails und Reisebericht…

Heute geht’s in den Jade Buddha Tempel. Dafür müssen wir „weit laufen“, ich will gar nicht wissen, wie weit „weit“ ist…. Vor allem weils uddelig ist und regnet.

Mittlerweile fahr ich wieder Achterbahn. Tiefpunkt einmal erreicht. Diese Veranstaltungen sind fast anti-informativ. Die Sprachbarriere ist um die 3 Meter hoch. Kann man kaum drüber gucken.

Ich hab André meine Mau-Mau-Sonderregeln beigebracht, jetzt haben wir was zu tun beim Warten. Dafür hat er mir allerdings angedroht, irgendein anderes Kartenspiel beizubringen… in der U-Bahn haben wir uns heute zum ersten Mal verloren. Aber alles kein Problem. Jetzt sind wir am Jade-Buddha-Tempel. Der Name hat nicht zu viel versprochen. Jede Menge Jade, jede Menge Buddha. Zum Glück haben wir ja heute Morgen das Zeichen für Buddha gelernt, wie so viele andere *hust*.

Der Tempel ist auch tatsächlich ganz schön, aber so nach dem 20. Stück Kultur schalte ich irgendwie ab. Hier riecht es sehr nach Räucherstäbchen und das eintönige Geklopfe und der Singsang der Mönche will sich irgendwie nicht so wirklich in den Hintergrund blenden lassen.

Die anderen zünden jetzt auch noch Räucherstäbchen an, ich werde das aber nicht machen. Irgendwie finde ich das nicht richtig, das ist schließlich nicht meine Religion, da ahme ich auch nicht deren Bräuche nach, ohne überhaupt die Bedeutung zu kennen.

Heute bin ich mal wieder nicht so die Stimmungskanone, aber André hält mich ganz gut bei Laune… Irgendwie hab ich „allgemeines Unwohlsein“ und meine Augen brennen.

Eigentlich schade, an sich ist der Tempel echt schön. Gleich noch Teezeremonie.

Die Teezeremonie ist lustig! Obwohl ich immer noch schlapp bin, bin ich wieder besser drauf. Die Bedienung spricht einen total niedlichen Englisch-Deutsch-Mix. Die allererste Chinesin mit (wenn auch kleinem) deutschen Wortschatz überhaupt! Der Tee schmeckt auch gar nicht so schlecht.

Die erste Tüte Süßigkeiten (lecker), hab ich schon an den Mann gebracht, der Essensumtausch innerhalb der Gruppe funktioniert wirklich gut.

Kleckern und Plürren stört die Chinesen auch so gar nicht. Ich glaube, auf Dauer wünsch ich mir schon ein bisschen Ordentlichkeit. Gut, dass ich mein Zimmer vor der Abreise aufgeräumt habe.

Unsere Gruppe ist echt in Ordnung, so langsam wachsen wir zusammen und es bilden sich andere Untergrüppchen. Jetzt sind André und ich mit Carolin und Mona bei Starbucks. Erst haben wir die Tür nicht gefunden, aber jetzt haben wir s ja geschafft. Latte Machiato ist ja schon Versuchung, aber ich bin stark! Wenn ich am Ende noch Geld habe, gönn ich mir einen richtig schönen Kaffee!

Zurück sind wir drei Straßen zum Tempel mit dem Taxi gefahren. Durchaus albern, aber spaßig. 12 Yuan hats gekostet, Carolin gibt 20 Yuan Trinkgeld, das mach ich auch immer so!

Am schlausten wäre es gewesen, mit dem Taxi zur Schule zurück zu fahren (das kostet hier nichts und zu viert sowieso), aber anscheinend fährt die Führungsspitze gerne U-Bahn, drei mal umsteigen und dann jeweils zwei Stationen. Die U-Bahn ist gegen 17:00 Uhr so unglaublich voll, man passt kaum rein!

Neben uns waren Schweizer eingepfropft, aus dem französischen Teil. Eigentlich waren wir auch schon wieder spät dran, aber wir sind eh immer vor unseren Gastgeschwistern wieder da.

Direkt im Eingangsbereich der Halle, über der unser Raum liegt, steht ein Flügel. Da habe ich mich beim Warten erst mal dran gesetzt. Auch wenns nur so Zwischendurchgeklimper ist, das Spielen tut gut!

Das Schlimme ist nur, dass ich mich fast immer prompt verspiele, wenn Leute in der Nähe sind, jaja, die Nerven.

Morgen geht es auf die Expo, da brauch ich viel zu essen (also in etwa mein normales Frühstück, ich hab immer noch zwei Bananen von heute Morgen).

Die Zitronesen haben mir schon wieder was geschenkt, diesmal Dinge von der Expo, Briefmarken und Sondermünzen und so, ich fühle mich langsam ein bisschen übertüddelt, man kriegt ein schlechtes Gewissen bei so vielen Geschenken.

Obwohl ich vor 20 Minuten hätte schwören können, dass ich noch keinen Hunger habe, knurrt mir der Magen. Ich freu mich schon aufs Abendessen, das ist eigentlich immer ein Highlight.

Das Mittagessen ist für Schulküche schon echt nicht schlecht, aber das „echte“ Essen in der Familie ist schon deutlich besser.

Nachdem, was wir heute an „Zeichen“ gelernt haben, habe ich irgendwie nicht so Lust auf Kalligrafie übermorgen, aber ich glaube, ich versuche, da wenigstens ein netteres Gesicht zu zu machen, heute war ich echt unmotiviert. Ich muss es ja nicht toll finden, reicht schon, wenn die Chinesen sich freuen.

Dafür waren wir immerhin im Computerraum und durften in den zahlreichen Pausen ins Internet und so. War auch das Schnellste bis jetzt. Außerdem hab ich auch einen Minesweeper und einen Pinballrekord aufgestellt. Letzteres hätte ich sogar extremst gerockt, hätten wir nicht gehen müssen.

Jetzt hab ich auch endlich die Mailadressen von meinen Schwestern, die bekommen heute Abend erst mal einen fetten Bericht! Duschen muss ich auch, damit ist der Abend auch schon fast wieder voll (ich schlafe vermutlich wieder gegen 9).

Boa war das wieder lecker. Ich merke, dass ich voll bin, aber das natürliche Bedürfnis aufzuhören setzt einfach nicht ein! Vermutlich hat mein Körper sich gemerkt, dass er sich in 20 Minuten eh nicht mehr voll fühlt. Wie auch immer die Chinesen das machen, ihr Essen ist wirklich nicht so gehaltvoll. Auch, wenn ich jetzt mittags ohne Bärenhunger an den Tisch gehe (dank Frühstück), esse ich auf. Als ob ich essen müsste, bis es nichts mehr gibt, ich werde das Essen auf jeden Fall bös vermissen.

Erschöpfungszustand sollte verboten gehören. Es ist gleich 8 und ich denk schon wieder nur noch an schlafen gehen. So wird’s wenigstens abends nicht langweilig…

Eben hab ich eins der Trinkpäckchen mit Sojamilch probiert, die auf meinem Süßigkeitenstapel lagen. Nicht das Beste, aber in der Menge und kalt durchaus trinkbar. Im Hotel in Peking gab es die in warm, das hat tatsächlich meinen Würgreiz auf den Plan gerufen. Das war ziemlich ärgerlich, weil ich echt durstig war. Vielleicht kann ich die Trinkpäckchen Frau Fehling schenken, die mag Sojamilch gerne.

Weil ich hier so exzessiv E-Mails schreibe (meine Schwestern haben eben auch einen halben Roman bekommen), überleg ich jetzt schon, wenn ich mit der Hand schreibe , ob ich ue oder ss schreiben soll, krankes Hirn!

Gleich noch ein bisschen „Unfinished Tales“ und dann wieder um die 9-10 Stunden Schlaf… so müde!

Und da war Citrus wieder. Die kommt jeden Abend etwa um 8 und bringt irgendwas (Noch mehr Eistee, von dem sie einmal gesehen haben, das sich ihn mir genommen habe, erst fand ich ihn gar nicht so lecker, aber jetzt schon) und eine Cafe Latte in der Flasche, ich glaube, ich bin gestorben und dann im Himmel gelandet, die können Gedanken lesen!

Comments


Kommentare (6)

Guest
May 15, 2024

Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.

Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔

Liebe Grüße

Petra

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Guest
Apr 19, 2024

Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte

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Guest
Apr 07, 2024

Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!

Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!

Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!


Liebe Grüße

Miriam



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Guest
Feb 12, 2024

Always insightful. Good work. 😀

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Guest
Oct 21, 2023

Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene

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Guest
Jul 30, 2023

Sehr schön geschrieben!

Liebe Grüße

Christina

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