4 Yuan und ein Schlüssel - Teil 3
- Vensch
- 1. Feb. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Feb. 2020
Mein alter Reisebericht von 2010

Hoch hinaus und wieder runter
7.10.10, Donnerstag, ca. 7 Uhr
Sind um sechs aufgestanden *schüttel*. Hab mich über eine SMS gefreut, als sie mich um drei geweckt hat (Zeitverschiebung und so).
Heute war es ein echtes Abenteuer den Koffer zuzukriegen, gut, dass ich gestern nichts gekauft habe…
Habe gefrühstückt. Das ‚europäische’ Frühstück kann man in die Tonne treten, aber das chinesische ist gut. Reis, Nudeln, Teigtaschen und Gemüse, das gefällt mir. Andere Leute sitzen da und kauen an einem trockenen Stück Toast, höhö, Banausen.
Ich habe bis jetzt 200 Fotos gemacht, 1000 hab ich. Aber ich bin relativ zuversichtlich, dass nach Peking das Fotografierendswerteste durch ist (Shanghai hat nicht so viel alte Kultur, nur fette neue Gebäude).
Immer diese Leute, die keinen Schlaf brauchen. Ich bin echt froh, dass ich meine sieben Stunden habe. Ich hatte gehofft, ich könnte heute noch mal an den PC, aber die Rezeption macht erst um acht auf, dann sind wir schon weg.
Hier sind kleine Kinder dabei… eine aus der 6. und ein Kiddie mit Mama. Dafür würde ich nicht die Verantwortung übernehmen.

Steige seit 30 Minuten auf die chinesische Mauer. Völlig fertig. Der Ausblick ist nicht schlecht, aber es ist verdammt nebelig (In Peking ist es noch schlimmer, weil sich der Nebel mit dem Smog vermischt).
Jetzt weiß ich, was die Chinesen hart macht, ihre Mauer! Die haben die nicht gebaut, damit da keiner drüber kommt, sondern um ihre Soldaten da hochsteigen zu lassen. Irgendwer meinte was von 6000 Stufen, (dieser Abschnitt) 500m nach hoben, muss ich noch mal nachprüfen zu Hause. Hoch geht ja noch, aber runter war wirklich übel. Hoch kommt man nur außer Atem, runter kriegt man nach kürzester Zeit Muskelzittern. Aber auch, wenn es extrem nebelig war, ein absolutes Erlebnis. Ich war auf der Mauer! Die Stufen sind übrigens wirklich böse. Manche so hoch wie mein Knöchel, andere fast höher als mein Knie.
In einer Gruppe hat sich ein Pärchen gebildet. Die stehen da jetzt die ganze Zeit Arm in Arm. Es ist übrigens Chantal, meine bis heute Zimmerpartnerin und ein komischer, unsympathischer, wasserstoffblonder Kerl, der n Handstand auf der Mauer gemacht hat.
Ich hoffe, es gibt bald Mittagessen. Es hieß noch irgendwas mit Jadefabrik (eh keine gute Qualität) also wen interessierts. Ich bin für heute fertig… Um 11.30 Uhr ist Treffen am Bus, mal sehen, wer überlebt hat.
Das Essen war wieder gut. Wir haben in einer „Fabrik“ gegessen. Die haben da Kunstgegenstände hergestellt, Vasen und son Krams. Allerdings ziemlich teuer und (Markus zu Folge) gefaket. Wir saßen eh alle so lange am Tisch, dass wir nicht geguckt haben. Aber wie gesagt, eh zu teuer, suche immer noch was Gutes zum Mitbringen…
Jetzt sind wir auf Olympia-Gebiet. Die Busreise war echt lustig. Es hat sich eine Witzeecke gebildet, Markus wollte deutsche Witze hören. Auf jeden Fall sehr lustig. Ich fühle mich mit den Leuten sogar wohl, so lange ich meine penible, überkorrekte Art zurückhalte.

Jetzt sitze ich im Olympia-Stadium, dem „Bird’s nest“. Eher leidlich interessant. Ein Stadion sieht jetzt nicht aus anderen Ecken groß verschieden aus. Ich fürchte, diese Art von Architektur fesselt mich nicht so. Außerdem sind die Treppen ungut, für so was hab ich heute schon eine zu krasse Treppe erklommen.
Nach dem Olympiaviertel und Abendessen geht’s zum Bahnhof, mit dem Nachtzug nach Shanghai. Wir fahren 1. Klasse, das heißt, wir haben nur 4-Bett-Zimmer. Was Markus so erzählt, ist das mit den Zügen hier echt übel… vielleicht schlimmer als die Toiletten.
Wir waren noch in einem anderen Kaufhaus heute, weil im Wasserkubus Training war oder so. Es war wesentlich angenehmer, man hatte nicht das Gefühl, jeden Augenblick gelyncht zu werden… hab ein bisschen Kleinkrams gekauft für vermutlich zu viel aber n guten Preis. Von Mao gibt’s aber nur seine Bibel und Uhren, Büste gestaltet sich schwierig. Das Essen variiert leidlich, ist immer noch schmackhaft.
Heute geht’s in den Zug, keine Dusche bis morgen Abend (sind immer noch alle verschwitz von der Mauer). Es gibt gemischte Kabinen…

Habe grade bis jetzt mit Kirsten, Lisa und André Korrektur gelesen. Ich wurde überstimmt, das waren wohl doch 12 Chinesen auf einem Fahrrad. Außerdem herrscht allgemeine Unstimmigkeit, ob man ein hundefreies Essen garantieren kann.
Obwohl der Abend ein paar schlechte Nachrichten hatte, war es lustig. Hab die ganze Zeit in unserer ‚Luxuskabine’ verbracht. Hier sind Leute, mit denen man reden kann. Ansonsten ist die Spatendichte tatsächlich relativ hoch.
Der Zug kommt nicht wie geplant um 11, sondern schon um 7 an, dann solls direkt ohne Frühstück zur Schule gehen. Wir haben seit gestern keine Dusche mehr und kommen kaum an unsere Koffer, wir machen bestimmt einen echt repräsentativen Eindruck von Deutschland. Erst ab Nachmittag oder so kommen wir in die Gastfamilien. Extrem dreckig, da wir heute in Klamotten pennen mussten.
Am besten ist, dass Samstag und Sonntag ebenfalls Schule sein wird, um die Nationalfeiertage aufzuholen. Ich fürchte, Ausschlafen ist vorerst gestrichen. Aber ich bin trotzdem gut dabei. Eine positive Einstellung ist der Schlüssel zu einem angenehmen Dasein.
Ich werde so müde, dass meine Gedanken nur noch als Krautsalat auslaufen, ich muss versuchen, in unserer Wagon-Villa zu schlafen. Meine Waden schmerzen von der Mauer, ich fürchte, ich bin strull, bin seit 19 Stunden oder so auf den Beinen…
0:30 ich hör jetzt Patrice in der Hoffnung auf Schlaf.
Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.
Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔
Liebe Grüße
Petra
Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte
Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!
Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!
Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!
Liebe Grüße
Miriam
Always insightful. Good work. 😀
Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene
Sehr schön geschrieben!
Liebe Grüße
Christina