4 Yuan und ein Schlüssel - Teil 1
- Vensch
- 31. Jan. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Feb. 2020
Ein Reisebericht von meiner ersten Chinareise 2010 mit der Schule

Prolog
Hallo, geneigter Leser. Dieser Reisebericht über meinen zweieinhalb-wöchigen China Aufenthalt ist aus einer fixen Idee entstanden und versucht keinen sachlichen Maßstäben gerecht zu werden.
Dies ist ein Bericht darüber, wie ich die Reise subjektiv erlebt habe.
Manche Begriffe mögen deshalb etwas unklar sein, bei Nachfrage erkläre ich sie gerne.
Zum Titel muss ich anmerken, dass er nicht von mir stammt, sondern von Kirsten und Lisa, die eines schönen Tages am Bund in Shanghai standen und auf einer Bank eben diese „4 Yuan und ein Schlüssel“ sahen. Von der Menge völlig unbeachtet lagen sie eine Weile dort, bis schließlich eine Reinigungskraft herantrat, das Geld an sich nahm und ohne jegliche Skrupel den Schlüssel in den nächsten Mülleimer warf. Dies war eins der einschneidensten Erlebnisse der beiden auf dieser Chinareise und hat so mit seinen epischen Ausmaßen den Eintritt in meinen Buchtitel verdient.
Die Kapitelüberschriften sind teils Zitate, teils andere hirnverworrene Ergüsse, die mir spontan in den Sinn gekommen sind.
Ich wünsche viel Spaß!
Der Anfang
4.10.10, Montag, RE
Ich glaube, das Schlimmste ist das Warten. Am Bahnhof stehen… sogar schlimmer als Koffer wuchten und im Zug schreiben. Obwohl Zugfahren mit Riesenkoffer auch nicht allzu witzig ist.
Die Schaffnerin/Deutsche-Bahn-Frau hat schon gefragt, wo wir denn alle hinwollten. Ich meinte: „Nach China“ und sie hat gelacht. „Das haben die dahinten auch schon gesagt, ich dachte, das wär ein Witz!“
Tja, große Reise und so.

Flugzeug München-Beijing
Beruf, den ich nie ausüben werde: Stewardess!
Obwohl ich den ganzen Tag leicht matschig bin (kein guter Tag fängt mit einer Deutschklausur an) und meine Augen brennen, bin ich trotzdem guter Dinge.
Das Fliegen ist heute erstaunlich angenehm. Sogar den Zubringerflug hab ich überlebt. Mit Bravour. Nur, dass ich nicht weiß, wie man ‚Bravour’ schreibt.
Der erste Flug war ca. 20 Minuten zu spät. Wir sind für den Anschluss gerannt, nur um dann auf irgendwelche Pariser zu warten. Das China-Visum im Reisepass sieht echt zum Angeben aus.
Seit ich in meinem Reiseführer gelesen habe, habe ich Lust auf Reisbällchen.
Das „warme Abendessen“ lässt auf sich warten, es sei denn, es war die ca. 20g schwere Tüte mit Knabbereien…
Aber seit bestimmt 10 Minuten riecht es hier bös nach Essen.
Das Unterhaltungsprogramm dagegen hat echt Stil. 12 verschiedene Filme gratis. Von den Audiokanälen überzeugt mich allerdings kaum einer. Ich glaube, chinesische Popmusik ist einfach nichts für mich. Aber die Klassik ist ganz gut.
Sind grade über Weißrussland. Mein rechtes Ohr zwickt. Durchaus aushaltbar. Anfangs war mein Monitor auf Chinesisch eingestellt, ich hatte viel Spaß!
Der Flug ist übrigens nur knapp 9 Stunden lang, der Rest ist Zeitverschiebung.
Morgen sterbe ich bestimmt… Alter morgen Peking man. Peking!
Essen!
Fehlalarm. Ich fühle mich Wirtschaftskrisenklasse.
André guckt „Prince of Persia“, ich bin schon fertig mit „Avatar, der letzte Luftbändiger“. Der Essensgeruch tötet uns.
Vielleicht les ich gleich noch ein bisschen in meinem Reiseführer, in der Hoffnung, nicht auf mehr Berichte über Reisbällchen zu stoßen. Diesmal wirklich Essen.
War echt lecker, chinesisches Hühnchen, Pflaumenkuchen… gut, der Balsamico war eklig, aber ansonsten Bombe, mit Stäbchen essen und so!
Naja, Menschen mit größeren Mägen wären nicht satt geworden.
Mittlerweile 5.10.10 Dienstag, nach europäischer Zeit ca. 4 Uhr morgens
Wow. Frühstück ans Bett. Durchaus nett, wenn das Bett geräumiger als 0,7m² wäre.
Die Wahl war zwischen Rührei und Bratnudeln mit Ei.
Mein linkes Bein stirbt ein bisschen.
Aber nach ca. 4 Stunden Schlaf ist doch jeder erquickt. Abendessen um 10:30pm, Frühstück 3:30am, wenn das chinesisch ist, bin ich hier falsch.
Die halten einen hier konstant durstig!
Boa freu ich mich auf ein echtes Bett, ich hoffe, ich kann Peking würdigen…

Gleich geht die Knipserei los!
Weil ich mich bereit erklärt habe, ein Zimmer mit irgendwem unbekannten zu teilen, muss ich natürlich am längsten warten.
Das Zimmer ist nett, die Planung beschissen. Achtung, Antithese.
Schlaf wird völlig überschätzt. 50 Minuten Zeit im Hotel, weiter gehts.
Geht das so weiter wie jetzt, fürchte ich, wird das kein spannender Bericht.
Tag 1: Lag im Bett und war fertig mit der Welt.
Ich geb ja zu, es ist nicht alles schlecht. Meine Zimmermitbewohnerin Chantal ist echt nett. Kann man sehr gut mit leben. Planung allerdings immer noch mies. Wir haben nur einen Schlüssel.
Gleich geht’s auf zum Himmelstempel. Hab mich wieder etwas, bin gespannt.
Es ist warm. Bin vermutlich am dicksten angezogen. Das Mittagessen haben wir verpasst, Geld haben wir noch keins. Hab noch ein Croissant…
Aber heute Abend gibt es Peking-Ente!
Bäätz man!
JETZT haben wir 2 Schlüssel, yay.

Ok, mittlerweile seh ich alles durchaus positiver. Wir waren im Himmelstempel und obwohl ich nicht weiß, ob ich je wieder laufen können werde, war es super. Ich war echt glücklich.
Wir fahren jetzt Essen. Pekingente, yay!
Es wird so langsam dunkel hier… dafür wurde es für mich ja heute auch schon um 2 hell oder so… Außerdem bin ich hier voll der Pro, sprich: Die einzige, die ein bisschen was über China weiß.
Nun, das beste Essen der Welt ist es nicht. Aber auch ausgerechnet Buffet. 3 Sachen probiert und satt. Hundemüde, will ins Hotel. Aber wir warten bestimmt auf die letzten Spaten. Mittlerweile ist es halb 7. Blöde Zeitverschiebung. Jetzt werde ich wieder grummelig vom Schlafmangel. Meine Batterieanzeige liegt irgendwo bei -7…
Grade rausgefunden, dass mein Steckerset Bullshit ist. Hochstimmung.
Die kleinen Taschen und die Bekleidung für alte Puppen, einfach nur schön.
Leider bin ich völlig untalentiert für solche Sachen😔
Liebe Grüße
Petra
Kleidung für Püppi. Von deinen Nähkünsten bin ich total begeistert und es ist so schön beschrieben, dass das Lesen echt Spaß macht. Liebe Grüße Brigitte
Sehr schön zu sehen wie viel Spaß (und Zeit) du zum Nähen hast!
Es gibt an der Nähmaschine einen speziellen Stich für dehnbare Stoffe. Mit dem dürfte der Faden nicht reißen!
Für große Köpfe gibt es spezielle Tricks - einfach mal nachschauen wie das bei den Shirts für Babys gemacht wird!
Liebe Grüße
Miriam
Always insightful. Good work. 😀
Es regnet, endlich Zeit, die Beiträge zu lesen und nicht nur wahrzunehmen. Macht Freude, das zu lesen und obwohl ich das Buch und die Videos nicht kenne, kann ich mir eine Menge vorstellen! Biene
Sehr schön geschrieben!
Liebe Grüße
Christina